Schottland, Nummer zwei

Jetzt sitze ich in Tyndrum in einem Selbstbedienungslokal, in das ich mich geflüchtet hatte: In der Hoffnung auf besseres Wetter startete ich heute morgen und es regnete auch erst einmal nicht. Doch dann, je weiter es bergauf ging, umso mehr drehte sich die Straße gegen den Wind. Ich wusste schon, dass es ein Kampftag werden würde, ich kann ja Karte und Wetterbericht lesen. D.h. Windstärke 4-5 und dann hinter Tyndrum als Gegenwind war schon mal sicher. Aber schon vor Tyndrum blies der mit Schauern gesättigte Wind mir so heftig entgegen, dass ich absteigen und schieben musste, denn ich konnte die Spur nicht mehr halten. Das wurde mir bei dem Verkehr auf enger Straße dann zu lebensgefährlich.

Den Verkehr sieht man leider auf dem Bild nicht richtig (Schappschuss aus dem Gaststättenfenstert), aber man seht, wie sich die Tanne hinten in Wind biegt ...

Blick aus dem Gaststätten-Fenster: Den Verkehr sieht man auf dem Bild nicht richtig,  aber wie sich die Tanne da hinten im Wind biegt …

Also, was nun? Ich kann hier nicht ewig herumtrödeln, aber so weiter fahren geht auch nicht. ScotRail lässt hier um 14.35 Uhr einen Zug fahren. Den könnte ich bis Spean Bridge nutzen, dann bin ich aus der Gegenwindzone für heute raus und hab ca. 70 km „eingespart“. Wenn … ja wenn der Schaffner mich mit meinem Rad mitnimmt. Der Zug ist nämlich ‚eigentlich‘ reservierungspflichtig und man könne telefonisch nichts mehr am gleichen Tag reservieren, wie ich nach einem akustisch schwierigen Telefonat erfahren musste (sehr umständliche Hotline: Mr. A stellt fest, dass ja ScotRail zuständig ist, obwohl ich die Nummer gewählt habe, die auf der ScotRail Webseite steht, verbindet mich also zu Mr. B, der wiederum erst mal in seinem Team nachfragen muss, …please hold the line … ob Fahrradreservierungen überhaupt noch möglich sind, erfährt dann, dass – nein, aber wünscht mir viel Glück, einfach den Schaffner fragen…. Zur Not fährt 14.52 Uhr ja ein Bus, der, wenn er Platz hat (!), auch ein Fahrrad mitnimmt …

Bleiben Sie gespannt!

Update. Nachdem ich dann alles die Treppe zum Bahnsteig hochgewuchtet hatte, stellte ich fest, dass bereits ein russisches Radlerpärchen dort stand … aber alles nicht so schlimm. Der Zug hat 6 Fahrradplätze … alles muss aber richtig ordentlich verstaut werden, mit auf den Haken gehängtem Hinterrad. Nicht anders herum! Der Schaffner erwies sich als geduldig, aber korrekt. Das russische Pärchen war leider weniger kommunkationsgesprächig, obwohl ich mit einem Restrussisch stolz lächelnd „Es lebe die deutsch-russische Freundschaft“ verkündete … Aber das kenn ich schon, selbst gleichgesinnte Pärchen sind an Kontakten zu allein reisenden Männern selten interessiert.

Veröffentlicht in: Blog

Ein Gedanke zu “Schottland, Nummer zwei

  1. daniela schreibt:
    Avatar von daniela

    Lieber Felix,
    das ist ja ganz unglaublich, mit wie vielen „Schwierigkeiten“ diese Reise aufwartet! Und ich hoffe, du hattest eine gute Zugfahrt.
    Wünsche dir einen glücklichen weiteren Reiseverlauf und die besten Erlebnisse!
    Hier in Berlin ist es heute bedeckt und „gefühlt kühl“ … – 25 Grad …
    Drücker auf die Insel von der * dani * aus Berlin

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