23. Juli
Heute morgen wurde mir klar, ich mache Pause. Einen ganzen Tag dolce far niente. In meiner 45 € (450 SKr) teuren spartanischen Hütte ohne Wasser, aber mit Strom, Kocher und Küüüühlschrank. Naja, gar nicht Nichts geht auch nicht. 6 km zum nächsten Dorf und etwas einkaufen zum Essen, das musste schon sein. Ein paar Kleinigkeiten gemacht: Notreparatur meiner Hose (besser als Not- kann ich nicht), Lenker justiert, Speichen nachgezogen und zwei halbe Filme gesehen. Mittagsschlaf ging nicht so richtig wegen einer doofen Fliege.
Inzwischen ist es Abend. Immer wieder, besonders, wenn es anstrengend wird, stelle ich mir ganz existenzielle Fragen…
„Scheiße! Warum mache ich das? Wieso bin ich so unfit? Das nimmt ja gar kein Ende mit der Steigung! Du schaffst die Strecke in DEM Tempo nie!“ Usw. usw.
„Jaja, mein Lieber, du wirst eben immer älter! Kannst du das nicht endlich mal einsehen? Irgendwann ist einfach Schluss mit diesen Gewalttouren! Den ganzen Winter faul herumsitzen und dann auf ein rätelhaftes Fittnesswunder hoffen wie früher, das geht auf Dauer eben nicht.“
Ja. So bin ich eben. Andere machen Erleuchtungskurse oder liegen am Strand und ich mache lange Radreisen und werde davon auch nicht klüger. Oder doch? Nun, ich sehe Länder aus einer ganz anderen Perspektive. Langsamer. Genauer. Ich liebe die Freiheit, anzuhalten wann ich will. Ich spüre mich und meine Grenzen und habe die Erfahrung hinter mir, einen ganzen Kontinent durchquert zu haben. Ich erlebe Länder ungefiltert und mache mir meine Gedanken über fast alles, was ich sehe. Und auch über das, was mich ärgert. Aber das gehört dazu. Die immerwährende Lernaufgabe ist, die Dinge zu nehmen, wie sie sich bieten. Und dennoch nicht aufzuhören, nach dem besten Weg zu suchen. Mehr Weisheit fällt mir gerade nicht ein.
Ich werde mir jetzt Reis kochen.