Mein Marokkanisches Tagebuch
Ich hatte ursprünglich schon 2018 vor, nach Marokko zu reisen, konnte mich aber nicht rechtzeitig entschließen und fuhr stattdessen diagonal durch Großbritannien. Aber nachdem ich die vielen positiven Berichte anderer gelesen hatte, hatte ich irgendwann keine Ausrede mehr. Hier nun mein Bericht.
Prolog: Ankunft in Malaga
Frühmorgens am 27.09.19 traf ich, nachdem ich nur 3 Stunden vor dem Abflug in Berlin geschlafen hatte, todmüde in Malaga ein. Setzte mein Fahrrad wieder zusammen und ordnete die Fahrradtaschen neu, all das ziemlich langsam, weil ich Mühe hatte, mich zu konzentrieren. Ein fremder Koffer kreiste die gesamte Zeit auf dem Gepäckband und schien niemanden zu interessieren… Dann endlich los, raus aus dem Flughafen. Als erstes wollte ich Gaskartouchen für den Kocher besorgen und hatte die Route schon zuhause für das Navi hochgeladen: Über einen Bergsportladen, wo es welche geben sollte, über Nebenstraßen in die Innenstadt bis zum Bahnhof, wo ich die Fahrradtaschen in einem Schließfach zwischenlagern wollte. Was ich aber jetzt vorfand, sah alles mehr nach Autobahn aus. Um aber irgendwie wegzukommen, folgte ich dieser „Autobahn“ mit ungutem Gefühl, denn zudem zwang sie nach Süden zu fahren, statt nach Osten. Da, ein Polizeiwagen! Aber sie ignorierten mich zum Glück. Doch ständig wurde ich von Autofahrern angehupt. Ich entschied, so schnell wie möglich auf eine andere Straße und zur anderen Seite abzufahren. Dazu nutzte einen Fußgängerüberweg. Dann verfuhr ich mich trotz Navi erst einmal – zu viel war Baustelle und das Navi konnte keine korrekte Route mehr finden. Zudem hatte sich die Speichenschutzscheibe (die verhindern soll, dass die Kette vom letzten Ritzel in den Zwischenraum springt) gelöst, weil zwei der drei Halterungen abgebrochen waren und so gab es ständig ein schleifendes Geräusch. Nichts Gefährliches, aber es nervte mich irgendwann so, dass ich im Schatten eines Busches an einer feldwegartigen Haupstraßenumgehung anhielt und mit meiner Zange das Ding mühsam zerknackte, bis es endlich herunterfiel. Ich fand dann endlich auch ein kleines Lebensmittelgeschäft und kaufte eine große Flasche Wasser, denn seit dem Flug hatte ich kaum mehr etwas getrunken. Als ich von dort weiterfuhr, sah ich plötzlich ein Schild: Decathlon 200 m. Der Laden, den ich bei der Planung eigentlich verworfen hatte, weil er mir zu weit abseits lag. Zum Glück hatten sie passende Kartouchen. Ich kaufte gleich drei (zu viel, wie sich später herausstellen sollte). Schließlich begann ein richtiger Radweg, der in eine ordentlich abgegrenzte Fahrradspur mündete. Und kurz darauf landete ich auf der Strandpromenade. Müde und hungrig ging ich eine Pizza essen. Weiter dann zum Bahnhof. Zu den Gepäckfächern. Inzwischen war es früher Nachmittag. Aber ein uniformierter Wachmann, der den Raum sicherte, winkte gleich ab: Alles belegt! Grummelnd musste ich weiterziehen. Was mach ich bloß die ganze Zeit bis 22.30 Uhr? Erst dann war der Check In für die Fähre… Ich hatte überhaupt keine Motivation für Stadtbesichtigungen und so fuhr oder schob ich mein Rad durch einen Park und dann die Strandpromenade entlang. Oh, „Centre Pompidou“ – ein luftiges Stück Architektur mit bunten Glasplatten, ohne rechten Inhalt… Dann endlich fand ich einen Wiesenfleck unter einer Palme am Strand zum Ausruhen. Ich döste vor mich hin, zum Schlafen war es zu laut, mir unbekannte krähenartige Vögel spektakelten, das Wasser zu weit, um Baden zu gehen und alle meiner Sachen in der Zeit unbeaufsichtigt zu lassen. Dann ging ich schlließlich noch etwas Essen an der Strandpromenade, beobachtet einen 5000-Meter-Lauf Jugendlicher, bewacht von einem über dem Ganzen kreisenden und dröhnenden Hubschrauber. Den Rest der Zeit saß ich dann im Warteraum der Fährgesellschaft und surfte auf facebook herum.

Tag 1 in Marokko. Ich nahm also gestern Abend die Fähre nach Melilla und versuchte, ein wenig zu schlafen. Dazu rollte ich meine Matratze im großen Passagierraum hinter den Sitzen auf dem Fußboden aus, weil ich nachts nicht im Sessel sitzen und schlafen kann. Polnische LKW-Fahrer warnten mich, dass das Ärger geben würde, wegen irgendwelcher Sicherheitsvorschriften, aber ich vertraute meiner Erfahrung auf Fähren in aller Welt und ignorierte diese Bedenken. Die ganze Nacht über lief ein unabstellbarer Fernseher und verhinderte einen tieferen Schlaf. Die Fähre kam um 6.15 Uhr in Melilla an, und wir Passagiere mussten erst einmal 30 Minuten lang Schlange stehen, bis man uns endlich aussteigen ließ, um auf dieses kleine Stück Spanien in Afrika zu gelangen. Fast wäre ich mit dem Rad und einem anderen Passagier zusammen im Fahrstuhl gefangen worden, denn der blieb erst mal stecken. Zum Glück konnte er Spanisch und über den Notruf Hilfe holen. Dann ruckelte es und der Lift fuhr nach einigen Minuten der Angst weiter… Es war noch dunkel, ich orientierte mich und ich fuhr zur Zitadelle hinauf mit der Idee, dort auf den Sonnenaufgang zu warten und mein Frühstück zu genießen. Aber es für einen schönen Sonnenaufgang um 8 Uhr war es zu dunstig. Ich frühstückte auf einer Bank und machte einige Fotos von der Zitadelle und der näheren Umgebung.

Frühstück vor Sonnenaufgang

Dann fuhr ich im Zickzack um ein wenig von Melilla zu sehen und nach einem letzten Lebensmitteleinkauf für Euro zur Grenze, denn ich wollte die Stadt so früh wie möglich verlassen, um nach Marokko zu kommen.

Gleich nach dem unproblematischen Grenzübertritt wollte ich eine Sim-Karte kaufen, nur hatte dieser Laden, den ich schon zuhause mit Google herausgesucht hatte, ausgerechnet am Samstag geschlossen. „Das kann doch nicht sein“, dachte ich, fand dann aber einen Hinweis auf ein Einkaufszentrum in Nador. Das lag aber auch an meiner Route, und so ich habe sie dort später gekauft und mir noch Kaffee und Kuchen gegönnt. 10 GB Datenguthaben für 100 Dh (= 10 €), so billig! Das Wetter wurde warm und sonnig und obwohl die Temperaturen unter 30°C blieben, fühlte es sich für mich an wie 40°C. Rückenwind mag ich normalerweise sehr, aber da ich mit dem Wind fuhr und dieser etwa die gleiche Geschwindigkeit hatte, bekam ich auch keine Kühlung durch den Fahrtwind. „Ich muss mich wohl irgendwie anpassen“, dachte ich, „hoffentlich geht das nicht immer so weiter.“ Inzwischen wunderte ich mich, dass ich noch keine Polizeieskorte hatte. Nach all den Berichten von Radreisenden nach dem Mord an zwei skandinavischen Touristinnen 2018, hatte ich eigentlich damit gerechnet, denn die hatten ständig irgendwelche Aufpasser im Nacken. Am Bahnhof Selouande hielt ich, um in der kühleren Bahnhofshalle Pause zu machen. Der Bahnhofsaufseher wollte mich erst gar nicht in das Gebäude lassen, denn die Marokkanische Bahn nimmt ja keine Fahrräder mit. Ich war außer ihm und einer Putzfrau der einzige Mensch in diesem blitzsauberen „Gare Selouane“, wo am Tag ganze zweimal ein Zug hält. Sie standen bewundernd vor mir und wir versuchten uns mit mehr oder weniger Erfolg etwas zu unterhalten. Nach einer halben Stunde fuhr ich weiter. Da bremste ein PKW plötzlich vor mir. Der Fahrer stieg aus, öffnete den Kofferraum und schenkte mir Granatäpfel und anderes Obst. Einfach so. Wie nett! „Das kann gern so weitergehen“, dachte ich mir schmunzelnd.


Nach etwa 60 km bekam ich so starke Muskelkrämpfe, und zwar in beiden (!) Oberschenkeln, dass ich im Dorf Hassi Berkane anhalten die Etappe beenden musste. Ich fragte nach einer Pension oder einem Hotel. Aber es gab so etwas nicht in diesem Ort, aber „gefühlt“ 15 Restaurants. Ich konnte aber keinen Meter mehr weiter fahren vor Schmerzen, nur Schieben ging noch. Ich war verzweifelt. Was mache ich denn jetzt bloß? Nun gut, die Marokkaner sollen ja so gastfreundlich sein. Einer der Männer, die ich ansprach, lud mich schließlich in sein Haus ein. Ich folgte ihm und saß dann in Hamids Keller. Das Haus war noch eine Baustelle, und er schläft dort selbst in einer Ecke auf einer Matratze. Ich hatte Hunger und sah aber seinen dürftigen Lebensmittelvorrat. Daher lud ich ihn zu einer mitgebrachten Tütensuppe ein, was er auch annahm. Der Keller hatte keine sichtbare Entlüftung oder ein Fenster. In einer Ecke eine offene arabische Toilette mit Dusche. In einer Wand aus aufgestapelten Ziegelsteinen lebten Mäuse, die immer mal auf dem Boden herum huschten. Zwei Glühbirnen beleuchteten das Ganze spärlich. Es war heiß, dumpf und stickig. Hamid, so heißt er, rauchte zu allem Unglück auch noch. Dann fragte er mich nach etwas Geld, er wolle Bier besorgen. „Warum nicht?“, dachte ich und gab ihm etwas. Doch dann kam er nach einer Weile unverrichteter Dinge wieder zurück, um später ein weiteres Mal wegen Alkohol wegzugehen. Als er wiederkam, brachte er in einer neutralen Flasche mit 40%tigen Pastisse mit und kippte mir davon eine ganze Tasse voll, die ich mir dann mit Wasser verdünnte. Ich habe kaum etwas davon getrunken, ich mag keine harten Sachen. Hamid sprach außer Arabisch nur Spanisch und ganz wenig Französisch. Die Verständigung war etwas umständlich, nur mit Übersetzer-App und Körpersprache erfuhr ich, dass er wohl mal eine Weile in Spanien und in Italien auf dem Bau gearbeitet hatte. Und dann fragte er mich, als er neben mir auf seiner Matratze saß, ob ich schwul sei, was ich leider oder zum Glück verneinte…

In Hamids Keller
Ich dachte wegen der Krämpfe, ich habe ein Magnesiumdefizit und habe ein paar Magnesiumtabletten genommen, um es zu beheben.
Tag 2 in Marokko. Der Morgen begann sehr neblig und frisch. Und ich war froh, dem fensterlosen Kellergrab meines rauchenden Gastgebers zu entkommen. Er bettelte mich nochmal um Geld an und ich gab ihm 100 Dirham. Langsam löste sich der Nebel auf und ich fuhr durch eine semiaride Landschaft. Hügel in der Ferne erschienen wie matte Silhouetten vor dem hellen Himmel. Ihre Formen haben eine Ähnlichkeit mit Arizona, dachte ich immer wieder.

Morgennebel in Hassi Berkane

Eine Moschee im Nirgendwo
Ab 11 Uhr brannte die Sonne immer heißer. Ich kam im Gegensatz zum Vortag nur noch an einem einzigen Kiosk vorbei, um frische Getränke zu kaufen. Ich war auch nicht scharf darauf, die gleiche Erfahrung wie gestern mit schmerzhaften Muskelkrämpfen zu machen. So achtete ich auf das richtige Maß an Magnesiumzufuhr und machte immer wieder Pausen im Schatten von Mauern oder in vereinzelten Olivenplantagen.

Endlich, etwas essen im Schatten einer Mauer
Ich entschied mich, anstatt direkt nach Guercif zu fahren, einen Umweg über Taourirt zu machen, das kürzere Ziel zu einem Hotel. Denn wild zu zelten schien mir in dieser kargen, steinigen Gegend, in der man auf Kilometer sichtbar bleibt, keine gute Idee zu sein. Ich wusste von anderen, die es versucht hatten, dass sie von der Polizei entdeckt und gezwungen wurden, in ein Hotel zu ziehen, weil zelten angeblich zu gefährlich sei. Jetzt schreibe ich dieses Tagebuch in einem von zwei verfügbaren Hotels in einem günstigen 10 € – Zimmer. Billig, aber auch das schlechteste, das ich je hatte, mit kaputten Möbeln, einem Bad mit defekter Toilettenspülung, einer Dusche, die ich erst zusammenschrauben musste und mit Blick auf einen belebten Kreisverkehr. Die Fenster lasse ich bei dem Höllenlärm lieber geschlossen. Heute waren es 70 km.
Tag 3 in Marokko. Oh, was für eine Hitze, 37°C, ergänzt durch böigen Gegenwind. Ich hätte wohl später nach Marokko kommen sollen, überlegte ich seufzend. Es war eine langweilige Straße, die N6 nach Westen. Auf den ersten 40 Kilometern kein Wasserhahn und kein Haus! Wie in der Wüste. Zweimal machte ich eine längere Rast im Schatten von Eukalyptusbäumen oder Oliven. Ich habe eine kleine, ultraleichte, auf einer Seite beschichtete Decke von Woolworth, mit der ich mich überall auch in den Dreck setzen kann. Dann endlich ein Haus! Mehr ein Schuppen neben einem leerstehenden Haus, voller alter Autoteile. Ich hielt und ging neugierig hinein, machte mich bemerkbar. Aus dem Dämmerlicht löste sich eine verschmutzte vollbärtige Gestalt. Ich zeigte auf meine leere Trinkflasche und er holte mir wortlos Wasser aus irgendeinem Wasserhahn. Ich bedankte mich. Schließlich kam ich kurz darauf in die Provinzhauptstadt Guercif. Ich fand das über Google herausgesuchte, diesmal deutlich besser Hotel und hatte das zweifelhafte Vergnügen, meine fünf Taschen mehrere Treppen hoch zu schleppen, das Fahrrad landete in der Tiefgarage. 50 km waren mir heute genug Herausforderung. Ich fühle mich alles andere als fit…
Tag 4 in Marokko. Zum ersten Mal auf meinen vielen Radreisen musste ich nach nur 22 Kilometern die Etappe vorzeitig beenden. Es lag nicht nur an der Hitze, sondern zusätzlicher Gegenwind brachte immer wieder bis zu 60 km/h starke Böen mit sich. Das verlangsamte mich auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 11 km/h. Ich kam mir vor wie 2017 auf Neufundland, nur, dass es da nicht heiß war. Als ich anhielt, wurde mir schwindlig. Frustriert setzte ich mich in eine Gaststätte des Dorfes Tawat. Vielleicht trinke ich doch zu wenig? Aber wie soll ich mir das einteilen, wenn ich nicht weiß, wo ich wieder Wasser bekomme?

Man sieht, wie der Staub die Straße entlang fegt.
„So kann ich nicht weiterfahren! Wenn mir schwindlig ist, kann ich doch meine Spur nicht halten. Viel zu gefährlich bei dem Verkehr“ dachte ich. Ich fragte Leute in der Gaststätte, ob es einen Bus nach Taza gibt, aber nein. Der Wirt empfahl mir, ein Taxi zu nehmen. 200 Dh für die restlichen 40km. Also etwa 20 €. Das würde mich zu Hause das Vier- bis Fünffache kosten. Also habe ich dieses Angebot genutzt. Ich spazierte abends dann noch durch Taza. Fand ein Café, dass mit Speiseeis warb. „Un coupe de glace, s’il vous plaît!“ Der Kellner meinte, sie hätten kein Eis. Ich versuchte es im nächsten. Auch ohne Erfolg. Morgen, da der Wind laut Vorhersage ähnlich stark sein würde, werde ich den regelmäßigen Bus nach Fèz nehmen, nahm ich mir vor. Busse nehmen hier ja Fahrräder mit, im Gegensatz zur Bahn, obwohl diese, wie ich sehen konnte, sogar einen extra Gepäckwagen hat.

In Taza am Abend

Bereit zum Bustransport
Tag 5 in Marokko. Ich bin jetzt ihn Fèz, der zweitgrößten Stadt Marokkos mit über einer Million Einwohnern. Vom Busbahnhof aus folgte ich schattigen vierspurigen Alleen bergab, an einem königlichen Palast vorbei fand ich den Weg zur Medina. Mein Airbnb-Wirt wohnt dort irgendwo. Ich bog an dem zu dieser Adresse nächsten Eingang zur Altstadt ab. Clevere Einheimische postierten sich dort wie offizielle Kontrolleure. Einer stoppte mich und ließ sich von mir erklären, wo ich hin wolle. Ich hatte den Eindruck, dass er mich sonst mit meinem bepackten Fahrrad allein nicht in die Altstadt lassen will. Ich verzichtete darauf zu protestieren, und so führte er mich zum Haus meiner Gastgeber, das auf Google Maps in einer winzigen Gasse liegend nicht wirklich korrekt zu finden ist. Er lief vor mir her durch dieses sagenhafte Labyrinth voller Händler und Kunden. Mir den Weg zu merken, erwies sich bald nach dem soundsovielten Abbiegen als aussichtlos und ich hoffte, dass mein Navi den Weg noch richtig aufgezeichnet hat, bevor er den Kontakt zum Satelliten verlor … Wie weit kann ich mich hier wohl alleine und ohne Führer von meinem Quartier fortbewegen?

Da, links ist der Eingang zu meinem Quartier

Mittagessen an einem kleinen Platz

Blick aus meinem Zimmer in den überdachten Innenhof

Alter Friedhof vor den Mauern
Tag 6 in Marokko. Ich bin jetzt hinter den Mauern von Fèz‘ Medina „gefangen“. Es fühlt sich so an, denn die Gefahr, sich zu verlaufen und Stunden zu brauchen, um den Weg zurück zum Haus des Gastgebers zurück zu finden, ist sehr groß. Reiseliteratur erzählt von diesem Thema und empfiehlt einen kundigen Führer. Aber ziehe ich es vor, mein eigener zu sein. Und so geschah es gestern Abend, obwohl ich mich sehr bemüht hatte, die Orientierung nicht zu verlieren, dass ich meinen Gastgeber nur 50 m von seinem Haus entfernt anrufen musste, weil abends alles anders aussah und ich die richtige Abzweigung nicht erkannte. Hier können sich die Dinge schnell ändern: Die Geschäfte werden abends geschlossen. War hier nicht ein Metzger? Ein Gemüseverkäuferstand? Nichts ist mehr zu sehen als geschlossene braune Türen und Wände. Und das GPS verarscht dich über den genauen Punkt, an dem du stehst. Aber all das ist ein Paradies für Konsumtouristen und Kuriositätenjäger, was ich definitiv nicht bin. Also versuche ich, meinen Weg irgendwie zu finden und alles so entspannt wie möglich zu anzugehen.

Immer wieder gibt es kleine Trinkwasserbrunnen

Kupferschmiede

Ein kanalisierter Bach

Die „Camouflage-Katze“

Im Kustgewerbemuseum

Im Kunstgewerbemuseum
Tag 7 in Marokko. Dritter und letzter Tag in Fèz. Oh, ich bin hier so faul geworden. Der Trubel in den kleinen engen Gassen hier in der Medina überwältigt mich. Ich will nicht überrannt werden. Die Menschen sind hier nicht sehr respektvoll. Ich brauche es langsamer. Manchmal gehe ich nur zum Ausruhen in mein Zimmer zurück. Inzwischen kann ich den Weg zurück ohne Hilfe finden und, wichtig für morgen früh, auch den Weg zum nächsten Tor mit meinem voll beladenen Fahrrad (es sind 50 m Anstieg auf einem Weg von nur 500 m….!) Ich werde es wohl schieben müssen.
Eine der Möglichkeiten, für jüngere Leute sich Geld zu verdienen ist, Touristen anzusprechen und sie in Restaurants oder Sehenswürdigkeiten zu locken. Ich versuche dem zu widerstehen und möglichst nicht zu reagieren oder jemanden direkt anzuschauen, aber einige sind Spezialisten für Verführung…. Einer, der meine Ignoranz mit dem Spruch durchbrach, er lerne seit drei Jahren deutsch, zeigte mir die berühmte Gerberei. Im Dunkeln! Ich konnte fast nichts erkennen. Aber das Gute daran war, dass ich jetzt wusste, wie ich den Ort tagsüber finden konnte.

Die berühmte Gerberei von Fèz

Arbeiten wie im Mittelalter
Ein anderer lockte mich auf das Dach seines Hauses, wegen der Aussicht, nicht ohne mir vorher noch einen Tee zu servieren.

Blick vom Dach eines Wohnhauses

In der einzigen für „Ungläubige“ zugänglichen Moschee
Mein Gastgeber zeigte mir ünrigens abends noch einen Weg zu einem anderen Tor. Bergab!
Tag 8 in Marokko. Nach Ifrane, Richtung Süden, auf 1600 m gelegen, wollte ich den Bus nehmen. Ich stellte mir dazu den Wecker auf 4.20 Uhr, weil die CTM Busgesellschaft wollte, dass die Passagiere „mindestens“ eine Stunde vor der Abfahrt am zentralen Busbahnhof sein sollten, der 10 km von der Medina entfernt ist. 06.30 Uhr sollte der Bus abfahren. Der Busbahnhof liegt 200 m höher. So musste ich mich trotz der Steigungen beeilen, und gelangte fast pünktlich zur Station, obwohl ich mich am Ende noch verfahren hatte. Man zeigte sich nicht sehr amüsiert über mein Fahrrad und die 5 Taschen und da der Bus diesmal etwas kleiner war, ließ man mich das Vorderrad abmontieren. Und dann fiel die Vorderradmutter im Dämmerlicht des Busbahnhofs zu Boden und verschwand. Neonlicht flackerte spärlich. Ich geriet in Panik, suchte ergebnislos mit meiner Taschenlampe. Die muss doch hier irgendwo liegen! Bis das Personal aufmerksam wurde und half. Ich hatte keine Ahnung, was ich hätte tun können, wenn diese Pitlock – Sicherheitsmutter verloren gegangen wäre…. Da! Endlich… Einer der Mitarbeiter fand sie, nicht meterweit, sondern sogar genau an der Stelle, an der ich das Rad ausgebaut hatte. Sowas aber auch!

Bick aus dem Bus nach Ifrane
Jetzt bin ich in Ifrane, auf einer Höhe von 1638 m. Ifrane, Anfang der zwanziger Jahre als Erholungs- und Wintersportort für die französischen Kolonialisten erbaut, sieht ein wenig „schweizerisch“ aus. Schräge Dächern mit Ziegeln imitieren den schweizerischen Stil. Es wirkt alles ein wenig wie ein Olympisches Dorf. Aber der Erhaltungszustand ist teilweise schlecht. Ich zelte heute Abend auf dem Campingplatz (das erste Mal in diesem Urlaub, sehr ungewöhnlich für mich). Und ich bin der einzige Gast dort. Es kostet mich nur umgerechnet 10 €. Alles wirkt viel zu groß und so ich hatte viel Platz. Es gibt einen Wasserhahn (permanent laufend), eine komplette Dusche mit nur kaltem Wasser und eine einzige funktionierende Toilette im Sanitärhäuschen… Ok, genug für mich. Besser als kein Wasser und keine Dusche. Übrigens ist das alles Teil einer Hotelanlage mit Pool, und so nutzte ich die Chance und nahm am Nachmittag ein Bad und ignorierte die Dusche.
Die Bäume hier wirken mehr wie in Europa, und man sieht Anzeichen des Herbstes, denn die Blätter in dieser Höhe beginnen sich zu färben, obwohl die Sonne noch brennt. Ich fühle mich nicht wohl, irgendetwas stimmt nicht mit meiner Verdauung. Morgen werde ich bei der ersten Etappe der Überquerung des Mittleren Atlas wohl die 2000 m Marke erreichen.
Tag 9 in Marokko. Der Tag war eine Herausforderung (für mich natürlich, mit jetzt 70 Jahren). Ich startete um 8.30 Uhr vom Campingplatz aus und folgte der Straße, zuerst bis kurz vor Azrou auf 1450 m, dann in Serpentinen hinauf bis zunächst auf 1966 m. Genau an dieser Stelle griff mich ein Hund an, der aus einer Straßenmeisterei auf mich zu raste. Aber ich konnte bergab unversehrt fliehen und beschloss, das Pfefferspray ab jetzt griffbereiter in der Lenkertasche zu haben, statt irgenwo unten in der Seitentasche. Die Straße führte durch den Azrou – Nationalpark mit den einzigen wildlebenden Affen Nordafrikas. Die gleiche Rasse wie auf Gibraltar übrigens. Kleine Touristenbusse kommen her und die Leute füttern die Affen, die (vermutlich deswegen) neben der Straße herumtollen.

Achtung, langsam Fahren! Affen!

Der erste Pass
Die Bewaldung war nicht sehr dicht und besteht im Wesentlichen aus Steineichen und Zedern. Auf die Südseite des Mittleren Atlas sieht es dann noch kahler aus. 51 km heute bis Timahdite.
Tag 10 in Marokko (gestern). Ich sitze jetzt in einem Kaffeehaus neben dem Hotel, das ich gestern gebucht habe, nach 93 km (aber 50 km davon meist bergab). Ja, obwohl ich mich morgens nicht gut fühlte und überlegte, ob ich nicht einfach einen Tag Pause mache, habe ich es geschafft. Die Aussicht auf einen Bergsee half mir, mich zu motivieren und ich riskierte danach, Midelt kurz nach Sonnenuntergang zu erreichen.

Lac Aguelmame Sidi Ali

2193 m – höher gehts wirklich nicht mehr

Abwärts nach Midelt
Heute ist ein Ruhetag für mich und Zeit, um Kraft für die nächste Etappe bis hinter Er-Rich zu gewinnen. Der Mittlere Atlas sieht etwas anders aus als andere Hochgebirge wie man es in den Alpen jenseits von 2000 m kennt. Eher wie ein abgeholzter Schwarzwald, wenig schroffe Hänge. Die nächste Etappe wird mich über den Hohen Atlas führen, nicht ganz so hoch an dieser Stelle, aber auch herausfordernd.
Tag 11- 13 in Marokko. Seit dem 8. Oktober ist mir passiert, was ich auf meinen Fahrradreisen nicht mehr gewohnt bin, ich bin richtig krank, so dass ich eine Pause vom Radfahren machen muss. Durchfall und eine Art lähmende Schwäche. Und ich war daher gestern Morgen in der Klinik. Der Arzt verschrieb mir etwas Medizin und 2 Tage mehr Ruhe. Geld nahmen sie nicht, nur die Medikamente musste ich natürlich in der Apotheke bezahlen.
Ich musste auch ausziehen, weil mein Zimmer von einer anderen Person im Voraus gebucht war. Also wählte ich ein Gästehaus namens Atlas Rooms, bekam ein dunkles Zimmer, aber es gibt auch eine schöne sonnige Terrasse auf dem Dach und eine offene Küche, die für alle Gäste zur Verfügung steht. Ein holländischer Hobbygeologe und sein Sohn sind außer mir dort, beide sprechen Englisch und Deutsch, auch der Besitzer, der dies alles selbst sehr sorgfältig gebaut hat, spricht Englisch, weil er mal für eine indische Firma gearbeitet hat. Englisch kann man selten in Marokko sprechen, kaum jemand kann es. Abends kam eine Frau aus Kanada zu der Runde auf der Terrasse und so gab es eine lebhafte Unterhaltung.
Liebe Leser, Midelt ist keine sehr interessante Stadt mit ihren ca. 50 000 Einwohnern. Ich zeig hier trotzem etwas.

Midelt, Hauptstraße

Mein erstes Hotel

Typisches Frühstück

Midelt

Atlas Rooms

Atlas Rooms – Terasse

Eine Kirche, daneben der Geheimdienst …
Tag 14 in Marokko. Heute Morgen musste ich mich entscheiden, ob ich in Midelt länger bleibe und mich erhole (und mir noch einmal ein anderes Hotel/Campingplatz suche) oder ob ich meine Tour fortsetzen will. Da ich das Gefühl hatte, dass meine „Akkus“ noch nicht vollständig aufgeladen waren, bin ich einen Kompromiss eingegangen. Zu wissen, dass es nach 25 km einen Pass geben wird und dass einige Stunden des Serpentinen – Schiebens auf der sehr steilen 500 m Höhendifferenz (innerhalb der letzten 10 km) nicht sehr einladend waren nach diesen Tagen des Krankseins, bat ich meinen Gastgeber, mir ein Taxi zu rufen, um mich für 200 Dh zum nächsten Pass hoch zu bringen.
Als wir in der Höhe, ankamen, erwischte mich gleich ein sehr starker Südwind, verstärkt durch die Talöffnung wie durch ein Ventil. Aber ich hatte einige tolle Ausblicke auf die sich ständig verändernde Landschaft mit ihren kahlen Bergen und Tälern. Der Gegenwind verlangsamte mich auf durchschnittlich 15 km/h – die langsamste Abfahrt, an die ich mich erinnere. Ich beschloss, im Jurassic (!) Hotel & Campground (ohne Dinos) Schluss für heute zu machen und nahm mir ein Zimmer, obwohl ich hier auch hätte zelten können. Dort traf ich einen deutschen Physiotherapeuten, der in einem überdimensionierten umgebauten Bundeswehr-LKW nächtigte und aß mit ihm zusammen zu Abend. 73 mehr oder weniger bergab gefahrene Kilometer für heute. Ich fühle mich müde, aber wieder gesund. Mal sehen, was morgen passiert.

Start am Pass auf 1901 m

Hochebene im Hohen Atlas

Eine der vielen Kontrollstellen.. Unbesetzt.

Weite

Sonnenschutzmaßnahme

Storchennest auf einem Minarett

So kann man auch reisen.
Der 15. Tag in Marokko begann entspannt. Weiter ging es bergab, unterbrochen durch plötzliche 200 m – Anstiege. Sonst würde es ja langweilig werden, denn schließlich ist es ein Gebirge nicht einfach nur eine schiefe Ebene. Ein sehr schneller und ziemlich überdimensionierter Militärkonvoi überholte mich kurz vor Errachidia. Ich konnte mich nur in den zum Glück flachen Straßengraben mit einen Notstopp retten, verlor für eine Sekunde die Kontrolle über mein Rad und fiel hin. Ein entgegenkommendes Auto stoppte. Drei Marokkaner kamen sofort herüber, um mir zu helfen, falls ich verletzt wäre, aber glücklicherweise waren nur drei meiner Taschen aus den Halterungen gesprungen und sie halfen beim Aufladen.
In Errachidia habe ich versucht, einen Computerladen zu finden, um einen Ersatz für mein USB-Mini-Kabel zu kaufen, mit dem ich mein Navi mit der Powerbank zu verbinden kann. Mein Kabel war gebrochen, vermutete ich. Der Laden war klein, sehr versteckt und hatte kein solches Kabel. Ein afrikanischer (dunkelhäutiger) Teenager fragte mich, ob er mir helfen könne und lud mich ein, ihm nach Hause zu folgen. Dort suchte er nach einem passenden Kabel, fand aber keins. Last but not least brachte er mich zu einem anderen Elektronikgeschäft und ich bekam ein Kabel, aber es stellte sich heraus, dass das Problem ist die Buchse ist, nicht das Kabel! Also musste ich einen Weg finden, den Stecker mit Klebeband unter Dauerdruck zu befestigen, was dann auch eine Weile mit kleineren Aussetzern gutging.

Pause am Berg
Die fantastische Landschaft sieht heute aus wie in Arizona, dachte ich wieder. 63 km bis zu einem plötzlich auftauchenden Hotel mit Campingplatz, 20 km hinter Errachidia, aber unbekannt für Google.
Hier zelte ich endlich wieder, obwohl ich auch ein Zimmer hätte bekommen können. Das verstehen die Marokkaner dann nicht. Aber ich habe frische Luft!

In Errachidia
Tag 16 in Marokko. Eine überraschende Etappe, denn sie begann mit einigen sehr langweiligen Kilometern durch ein flaches wüstenartiges Gebiet, aber plötzlich führte die Straße ca. 100 m hinunter in das lange Oasental des Oued Ziz-Flusses.
Ich verließ die Hauptstraße und benutzte die kleine gewundene Strecke durch die Oasendörfer bis zu ihrem Ende.
Nachmittags uog es sich immer mehr zu. Ein Gewitter schien sich zu entwickeln und die Gegend war wieder leer und kahl, ohne jeden Schutz. „Hoffentlich ist es kein Sandsturm“, dachte ich. Ich fuhr schneller, aber die Seitenwinde steigerten sich im gleichen Maße. So erreichte ich das Hotel in Erfoud gerade noch trocken. Und dann begann ein Gewitter, das ich allein auf der Straße nicht hätte erlebt haben wollen. Und schon gar nicht in einem Zelt. 60 km für heute. Nachdem Gewitter ging ich etwas Essen. denn mein Hotel hatte zwar eine Speisekarte, aber keine Küche… Ich fand ein japanisches Restaurant (!) aber ohne japanische Speisen. Nun gut, eine Pizza tat es auch.
Tag 17 in Marokko. Heute begann die letzte Etappe in die Sahara. Ich meine damit die „echte“ Wüste, nicht diese ständig wüstenartige Landschaft mit kleinen Büschen, die ich auf meiner Fahrt auf vielen Strecken finden konnte. Und ich weiß, dass die Sahara nicht nur aus Sand besteht. Der Anteil der Sandwüste beträgt nur 10%, und Marokko hat einen kleinen Teil davon. Ich startete relativ früh, um der Hitze und dem zunehmenden Gegenwind zu entgehen, dadurch erreichte ich Merzouga am frühen Nachmittag. Ich fand eine Herberge namens „Africa“ für 16 € pro Nacht und beschloss, hier für zwei Nächte zu bleiben.
Morgen mache ich einen geführten Kamelausflug zum Kopf des Erg Chebbi, der großen Düne hinter dem Dorf. Merzouga ist das Endziel vieler Touristen, insbesondere auch Motorradfahrer aus Europa …. Sie kommen immer gruppenweise daher wie angreifende Raubritter. Manche winken mir zu oder heben bewundernd den Daumen.

Endlich bin ich in Afrika 😉 – Meine Herberge.

Merzouga

Der göttliche Käfer der Pharaonen: Scarabäus! Welch eine Ehre!
Tag 18 in Marokko. Das war ein hier Ausflugstag für mich. Am Morgen versuchte ich, einen nahegelegenen See zu finden, der manchmal verschwindet, wenn er zu trocken ist, und manchmal sollte es Wasser und Flamingos geben. Wie auch immer, ich versuchte es, aber ohne Erfolg. So erkundete ich ein wenig die Landwirtschaft unter den Bedingungen der Wüste und am Nachmittag tat ich, was alle Touristen hier tun und absolvierte den am Vortag gebuchten Kamelritt. (Normalerweise tue ich so etwas „typisch Touristisches“ nicht, aber da ich dachte, es wäre vielleicht die letzte Gelegenheit in meinem Leben, sah ich es nicht zu eng.)
Also traf ich den Kamelführer vor Sonnenuntergang um 17 Uhr, und er führte mich auf einem Kamel bis zum Fuße des Erg Chebbi, der großen Düne. Dann begann er aufzusteigen, aber zu Fuß, immer etwas schneller als ich. Ich kann sagen, Dünenklettern ist nicht mein Sport! Es war anstrengend, wenn ich einen Meter gewann, hatte ich die Hälfte wieder beim nächsten Schritt wieder verloren! Das Berbergewand, das sie mir übergeworfen hatten, zog ich wieder aus. Viel zu heiß! Nach vielleicht 100 der 160 m hielt ich an und sagte, dass es jetzt genug für mich seei (ich würde ja nicht wirklich mehr von ganz oben sehen).
War es schön? Ja, auf der einen Seite war es einzigartig, auf der anderen Seite tun zu viele Touristen das Gleiche zur gleichen Zeit in einem zu begrenzten Gebiet. So bekommt man nie ein Gefühl der Leere und zu viele große Kinder mit Quads oder Autos nutzen die Dünen als Abenteuerspielplatz…. Diese Dünenlandschaft ist ja nur 28 km lang und etwa 5 km breit.

Ich, als Wüstenschiffer

Cooler Typ 😉

Endlich Pause.
Morgen ist es hier genug für mich. Es gibt drei Möglichkeiten, um fortzufahren. Die Hardcore-Option bedeutet, den unbefestigten Weg durch die Wüste zu nehmen, wie es Heike Pirngruber und andere tun. Einfacher, aber eher eintönig ist es auf der normalen geteerten Straße. Und die dritte, morgen früh mit dem Bus bis Tinghir zu fahren, dem nächsten interessanteren Ort. 230 km. Für ganze 9€. Ich habe diese Option gewählt und mir am Abend noch eine Fahrkarte besorgt.

So passt das Fahrrad in den Bus. Aufrecht.
Tag 19 + 20 in Marokko. Früh am Morgen weckt der Mullah die Menschen mit Gesang aus dem Minarett, aber es war nicht „Allah hu Akbar“ wie erwartet um 5.20 Uhr. Es klang seltsam und anders. Ich fragte den Besitzer des Gästehauses, was er denn stattdessen gesungen hat. Er antwortete: „Beten ist besser als Schlafen, bereiten Sie sich auf das Beten vor“, das hat er gesungen, und eine halbe Stunde später beginnt er mit dem Gebetsgesang, kaum dass ich wieder eingeschlafen bin und die Moschee ist gleich hier hinter dem nächsten Haus… Ich habe übrigens ein Zimmer mit eigenem Felsen!

Zimmer mit Felsen
Dieses Dorf, Ait Tizgui, ist das dem Todra Canyon am nächsten gelegene Dorf . Dieser hat ca. 300 m hohen Felswände. Heute bin ich das ganze Tal hinauf 20 km bis zum nächsten Dorf Tamtatouchte durch die beeindruckende Schlucht hinaufgefahren. Ich trank dort einen Tee und aß etwas Brot, machte dadurch eine Stunde Pause und fuhr dann den gleichen Weg zurück, bergab.
Später erkundete die Gärten hier im Dorf, denn mehr als die Schlucht, deren Eingang jetzt voller Busladungen mit Touristen war, gab es auch nicht zu sehen.

Tinghir

Tuchverkäufer

In Ait Tizgui

Frühstücksblick
Tag 21 in Marokko. Jetzt sitze ich im Restaurant meines sehr günstigen Hotels (12,50 € inkl. Frühstück, außerhalb der Saison) in Boulmane Dades. 4-Bett-Zimmer mit Bad auf dem Flur. Ich bin zum Glück allein in dem Zimmer und legte mich, weil mir der Rücken weh tat, quer über ein anderes Bett. Diese Stadt liegt am Eingang eines weiteren großen Tals, das ebenfalls in eine Schlucht mündet, aber ich muss jetzt Prioritäten setzen und werde der Straße weiter talabwärts in Richtung Ouarzazate und nicht hoch in die Schlucht folgen. Die Landschaft unterwegs war heute sehr mond- oder marsartig. Plötzlich öffnete sich ein tiefes Tal wie eine Kerbe und es geht plötzlich bergab in diese geschäftige Kleinstadt. 67 km für heute.

Oliven

Eine Verwaltungsgrenze

Boulmane Dades
Tag 22 in Marokko. Gestern Abend erhielt ich eine Nachricht von Leila Yansa, einer kanadischen Lehrerin, die gerade als Austauschlehrerin hier in Casablanca arbeitet. Sie bemerkte auf facebook, dass ich ganz in ihrer der Nähe sei. Sie reist mit ihrer Mutter. Gestern war es zu spät, aber heute hat sie den Weg zu meinem Campingplatz in der Nähe der Kasbah Amridil gefunden, wo ich für diese Nacht zeltete (mit einem Pool zum Schwimmen!). Dann kam sie mit ihrer Mutter, um mich auf ein Gespräch zu treffen, bis sie nach Ouarzazate mit dem Bus aufbrachen.
Die heutige Etappe war in zwei Teile gegliedert: Die ersten 30 km ein Dorf nach dem anderen, mit gefühlt 100 Rosenölläden, dann endete die Flussoase, und alles war wie gestern, öde und nicht sehr abwechslungsreich, aber mit zunehmendem Gegenwind …. Ich folgte meinem eigenen Rat und weigerte mich, mit dem Wind zu kämpfen, akzeptierte einfach, dass ich jetzt langsamer bin und machte drei längere Pausen. Viel Spaß mit den Bildern. 76 Km heute.

Pausenbild im einzigen Schatten und meiner Universaldecke

Hier hoch schieben mit dem 52-stimmiges „Ecce beatem lucem“ von Alessandro Striggio in den Ohren!

Kasbah Amridil

In der Kasbah Amridil

Gleich kommt Indana Joe …

Mond? Mars? Marokko!
Tag 23 in Marokko. Auf dem Marktplatz von Ouarzazate sitzend kann ich den (Geräusch-)Wettstreit der mutigen Mullahs gegen eine marokkanische Samba-Band verfolgen. Oh, diese Leute hier! Alle stehen und beobachten die Band, steif wie Norddeutsche, aber niemand tanzt, auch die Kinder nicht! Allein wollte ich aber auch nicht aus der Reihe tanzen als Ausländer, obwohl ich es versuchte. Aber nach einer Weile gab ich es auf. Es ist wohl eine Werbeveranstaltung für den in einigen Tagen öffnenden Carrefour-Supermarkt. Die anderen Leute verfolgen ein Fußballspiel der italienischen Liga auf einem großen Bilschirm hier im Café. Am Morgen besuchte ich kurz nach dem Start zunächst die Kasbah Amridil (aus dem 16. Jahrhundert). Dann radelte ich die 43 km bis hierher, aber während der Wind immer stärker wurde, machte es immer weniger Spaß. Das Einzige, was ich noch tun wollte, war, mich auf meinem Bett auszuruhen und einen kurzen Spaziergang um das Zentrum herum zu machen.
Ich habe ein Busticket nach Marrakesch für übermorgen gebucht. Ich bin nicht in der Stimmung, den Atlas wieder auf dem Rad zu überqueren, dieses Mal aber nordwärts.
Tag 24 in Marokko, erster Teil. Ich unterteile den Bericht in zwei Teile. Heute Morgen war ich nicht wirklich in Marokko, sondern in Holly – oder besser gesagt in Mollywood. Die Atlas Studios, in denen viele bekannte Filme mit Wüstenhintergrund gedreht wurden (z.B. Ben Hur, Der Himmel über der Wüste, Der letzte Kaiser, Teile von Starwars) sind für Besucher zugänglich, so dass alles, was ich hier zeige, nur Kulisse ist. Man kann dann raten, zu welchem Film die jeweilige Kulisse gehören könnte.

Atlas Studios

Kleopatras Schiff mit Sprungfedern …

Alt-Ägypten, im Hintergrund der Turm des riesigen Solarkraftwerks …
Tag 24 in Marokko, der zweite Teil. Zurück zum echten Marokko. Zur Kasbah Taourirt und der Altstadt daneben. Obwohl sie sehr alt aussieht, wurde die Kasbah als Burg für den letzten Pascha von Marokko erst im 19. Jahrhundert erbaut. Beides, die Kasbah und die Altstadt befinden sich unter der Aufsicht der UNESCO in einem Zustand der Rekonstruktion. Das heutige Ouarzazate wurde aber erst nach 1928 von den französischen Kolonialisten gegründet. Und die Stadt selbst sieht ansonsten ein wenig aus wie eine idealistische Kopie anderer Orte Marokkos, alles etwas überdimensioniert und eine Mischung aus maurischem und modernem Stil. Ich habe beides am Nachmittag besucht, diesmal konnte ich nicht ablehnen, einen persönlichen Führer zu bekommen, der ein wenig Englisch spricht und eine Menge Geschichten über jeden Raum im Palast erzählte, die ich mir unmöglich merken konnte.

Die Palast in der Kasbah von Ouarzazate

Krupp ließ auch grüßen, ein Geschenk an den Pascha. Man weiß ja nie.

In einer Berberapotheke

Mein Kasbah-Führer
Tag 25 in Marokko. Marrakesch. Ich habe gestern nichts veröffentlicht, denn nachdem ich mit dem Bus von Ouarzazate hier angekommen war, fühlte ich mich von all dem Lärm und dem Verkehr in dieser Metropolregion um mich herum so überwältigt, dass ich mich nach einem Spaziergang um den Block meines Hotels weigerte, mein Zimmer wieder zu verlassen und nach einem Bad in der Wanne lieber fernsehen wollte…. (das WiFi ist gut genug). Ich hätte auch ins Kino gehen können, aber auf Englisch gab es den Film nur jede zweite Woche. Und die war gerade nicht. Ich stöhnte: „Was zum Teufel mache ich hier? Und ich hier muss noch weitere zwei Tage verbringen …“ Ich beruhigte mich dann, denn ich kann ja Marrakesch früher verlassen, wenn ich will, obwohl ich das Zimmer hier für drei Nächte bezahlt habe. Günstiges Rabattangebot wieder, aber das beste Zimmer, das ich bisher in Marokko bekommen habe. Übrigens fand ich zufällig einen Bäckerladen „Le pain quotidien“, in dem es tatsächlich Volkornbrot (frisch abgepacktes) gibt!
Also, – heute früh fühlte ich mich wieder besser und neugierig genug, um einen Plan für den Tag zu machen und diese Stadt zu erkunden. Ich nahm mein Fahrrad und ließ es angeschlossen an einem Zaun stehen und bewachte von einem Parkwächter des „CyberPark“, einem von MarocTelekom geschaffenen Park in der Nähe der großen Moschee. Denn mit Fahrrad (auch nicht schiebend) wollte mich ein Wächter partout nicht hineineinlassen. Ich genoss das üppige Grün. Endlich wieder Bäume!
Dann „wagte“ ich es, die Medina zu besuchen. Ich sage, wagte, weil meine Erfahrungen mit dem Medinalabyrinth von Fèz ja nicht die besten waren. Das hatte mich einfach überfordert, und ich bin ja niemand, der etwas kaufen will. Aber diesmal war ich entspannter. Ich machte mich gegen die endlosen Versuche vom Händlern, meine Aufmerksamkeit zu erregen, immun. Und ich habe es überlebt! Die Medina war nicht so labyrinthartig wie in Fèz, ich war zuversichtlicher, meinen Weg zu finden und fand ihn auch. Ich besuchte die Secret Gardens mitten in der Altstadt und ein Frauenmuseum (ihrem Kampf für Gleichberechtigung gewidmet). Ich habe wieder zu viele Bilder gemacht und versuche nun, die bemerkenswertesten hier auszuwählen. Doch zunächst die Koutoubia-Moschee.

Koutoubia-Moschee

Der berühmte Platz Jemaa – el Fna

In der Medina
Tag 26 in Marokko. Es gibt ein Paradies auf Erden. Jetzt und hier. 34 km südlich von meinem Hotel in Marrakesch gelegen. Aber bevor man es mit der Kraft deiner eigenen Beine erreicht, hat man ein wenig Zeit, mit einer unsichtbaren Steigung zu kämpfen. (Neben der Straße befinden sich endlose Baustellen von Appartement-Häusern, wo man für umgerechnet ab 90.000 € ein komplettes Haus erstehen könnte). Man muss sich das Paradies aber erst verdienen, man kann die Steigung nicht sehen, so flach sieht die Straße aus. Ich spürte sie aber deutlich und dachte erst, mit meinem Fahrrad müsste etwas nicht stimmen. Oder mit mir? Aber das war es nicht. Schließlich sah ich, wie schnell entgegenkommende Radfahrer in die Pedale traten und kam auf die richtige Idee, endlich mal auf meinen Navigator zu schauen. Hey, ich bin ja jetzt mehr als 300 m höher als Marrakesch! Nach 2,5 Stunden erreichte ich endlich „ANIMA. Die Rückkehr des Paradieses“. Gestaltet von André Heller. Im Jahr 2010 war hier nur ein leeres Wüstenfeld. Jetzt ist es ein wunderschöner verspielter Park mit vielen Kunstwerken. Ich erreichte das Tor und sah Touristen, die gerade einen kostenlosen Bus-Shuttle aus Marrakesch verließen… Da fühlte ich mich ein wenig wie ein Kletterer, der Autofahrer und ihre Familien am Gipfel eines Berges trifft, den er gerade mühsam erklommen hat. (Wie auch immer, der Rückweg nach meinem Besuch war lustig, ich hatte eine Geschwindigkeit zwischen 25 und 30 km/h. Bergab.)
So, jetzt folgt mir zu einem Stück durch das Paradies und ein wenig von Marrakesch City nach Sonnenuntergang.

Der unsichtbar ansteigende Weg …

ANIMA ist da

Erst mal was essen…

Begrüßungskommittee

Pfffff… da stäubt Wassernebel aus dem Mund

Nachdenken über den Zustand der Welt

Bahh!
Tag 27 in Marokko Ich verließ Marrakesch am Morgen in Richtung Atlantik auf der verkehrsreichen Nationalstraße. Später hinter Chichaoua, wurde es ruhiger. Fast die gesamte Straße ging leicht bergab, also hatte ich gutes Tempo bei Rückenwind. Und für die erste Hälfte der Etappe einen sogar einen Fahrradstreifen, auch wenn man sich den wie in Marrakesch mit Mopeds teilen muss.
Google kennt kein Hotel, Hostel oder Campingplatz in Chichaoua, dieser kleinen Provinzhauptstadt und die Leute, die ich fragte, konnten kein Französisch. Ich habe meine Frage mit der Translator App ins Arabische übersetzen lassen. Sie schickten mich dann zu einer Tankstelle mit einem Motel! 120 Dh für die Nacht. Mit großzügigem parkartigen Innenhof. Aber schlechter Küche.

Innenhof des Motels
Tag 28 in Marokko. Etwas bewölkt, gut für meine Haut und nicht so eine Hitze. Eine durchschnittliche Etappe mit einigen schönen Aussichten auf einer breiten 4-spurigen Straße. Noch immer auf dem Weg zum Meer schaffte ich es bis zum Campingplatz von Ounaga. Ein kleiner Unfall passierte mir als ich die Böschung hinabstieg, um näher an einen Arganbaum heranzukommen. Da rutschte ich aus und verletzte mich am Ballen meiner linken Hand, die ich erst mal verbinden musste. Arganbäume, Lieferanten wertvollen Öls sind hier auf 8000 km² endemisch. Also – es war kein Fahrradunfall. Daumen hoch, ich hatte in Marokko keine wirklichen Unfälle, auch keinen Platten, bis jetzt. 84 km heute, die ersten 40 km ohne nennenswerten Wind, aber halb nach 13 Uhr begannen die Böen. Gegenwind – ich liebe dich!

Arganbaum

Arganfrucht

Autsch!

Ein entgegenkommender französischer Kollege, Laurent
Tag 29 in Marokko. Nicht viel ist zu sagen über diese kurze Etappe von 23 km. Aber ich traf den ersten entgegen kommenden Reiseradler, dessen Reise jetzt nach 2000 km in Marrakesch enden wird. Laurent aus Frankreich. Bald erreichte ich die Küstenstadt Essaouira, kaufte im ersten Carrefour Supermarkt ein (gefüllt mit Waren wie in Frankreich und ähnlich teuer). Ich bin jetzt in der Medina, in einem 9-Euro-Zimmer, es muss wohl das billigste Hotel in Marokko sein. 90 DH. Später machte ich einen Erkundungsspaziergang. Sehr schön hier, nicht so überfüllt wie in Marrakesch oder Fèz und sehr multikulturell, viele ausländische Touristen, meisten sind Franzosen, denn es gibt auch Direktflüge aus Bordeaux.

Essaouira

Endlich, der Atlantik!

Essaouira – Medina

Festungsturm

Spanische Kanone. 18. Jh

Medina

Strand am Abend

Am Fischereihafen

Fischmarkt

Fischersfrauen

Johnny Depp?
Tag 30 in Marokko. Ein fauler Tag, Strand, Baden im Meer, Shopping (ja ein wenig, ich musste Dirham ausgeben, die man nicht aus Marokko ausführen darf und kaufte mir ein Hemd). Ich füge den Bildern von gestern einige, wie ich hoffe, neue Aspekte hinzu.

Gleich geh ich Schwimmen!

… und dann einen Crepe essen
Und ich entdeckte einen christlichen Friedhof, auf dem aber nicht nur Christen liegen, sondern eben auch alle hier gestorbenen ungläubigen Ausländer.
Je mehr man an den Rand der Medina kommt, desto ärmer sehen die Häuser und Gassen aus.

Stadtmauer

Hier ist es etwas ärmer

Gekauft!

Sonnenuntergang

Touristinnen beim Fotografieren des Sonnenuntergangs …
Tag 31 in Marokko. Es war eine schöne Fahrt nach Takouroute, 83 km von Essaouira entfernt, obwohl die Straße in der ersten Hälfte fast nur bergauf führte. Aber der Rückenwind half ein wenig und kühlte diesmal meinen verschwitzten Rücken ab. Bisher gab es keine Probleme mit meinem Rad, aber heute sprang die Kette in den Zwischenraum zwischen dem obersten Ritzel und den Speichen. Die Schutzscheibe, die ich in Malaga entfernen musste, fehlte jetzt. Natürlich ging es gerade bergauf und ich brauchte fast 30 Minuten, um die eingeklemmte Kette wieder zu richten. Ein Arganbaum schenkte mir zum Glück etwas Schatten, während ich damit beschäftigt war. Am Abend traf ich ein holländisches Paar in der Herberge und siehe da, es gab auch Bier – wenn man danach fragte, denn auf der Karte oder hinter dem Tresen sah man es nicht.
Über die Schönheit des Tages siehe die Bilder.
Nach Süden … nach Süden …

Marokkanische Müllverbrennung

Ziegen klettern …

…in die Arganbäume

Ziegenhirt

Die Bäume sind nicht tot, sie ruhen nur

Heimweg von der Moschee

Arganfrüchte

Gleich geht die Sonne unter
Tag 32 in Marokko. Ein schöner Tag mit nicht so vielen Überraschungen. Das Frühstück und der Service in dieser von einem Franzosen betriebenen Pension waren sehr gut.
Nach 26 Kilometern traf ich Tarik Moussaoui und seine Frau (ich vergaß, auch nach ihrem Namen zu fragen), die durch ihr eigenes Land radeln und das tun, was andere Marokkaner nie tun würden, und das auch noch auf einem einem Tandem!

Westküstenlinie

Jetzt beginnt eine lange Baustelle, die N1 wird modernisiert

In Aghroud

Frühnebel

Eine Küste für Surfer
Ich beendete die Etappe heute auf einem nicht in Google gelisteten Campingplatz. Er war einfach plötzlich da und ich brauchte nicht erst nach links hoch in den Atlas zu dem Platz abbiegen, den ich ursprünglich herausgesucht hatte abbiegen. 70 km bis hier her, morgen kommt Agadir. Mein letztes Ziel.
Tag33 in Marokko. Ankunftstag in Agadir. Was für ein Nebel heute Morgen, aber er gibt allem ein seltsames Licht. Wie in Kalifornien. Mehr oder weniger verfolgte er mich den ganzen Tag. Es waren nur 30 km mit einigen starken Steigungen. Und wieder ist es so, dass es für mich nicht einfach ist, mich an eine Großstadt anzupassen und ich mich in den ersten Stunden ratlos, überfordert und nur müde fühle. Später ging ich zum Strand, als der Nebel dann wieder zunahm, floh ich in höhere gelegene Teile. Alles wirkte noch fremd auf mich. Aber schau, was ich gesehen habe.

Endstation

Strandpromenade

Der Nebel kommt wieder
Übrigens habe ich gestern in Marokko meinen 2100. km zurückgelegt, auch wenn davon ich nur ca. 1400 km mit dem Rad gefahren bin.
Tag 34 in Marokko. Was tun an einem nebligen Tag in Agadir? Bin ich hier in England? Die Sonne kämpfte sich zwar mühsam durch den Nebel, aber am Ende gewann dieser. Die Anzahl der Attraktionen, die hier bei jedem Wetter einen Besuch wert sind, ist sehr begrenzt; die Einfachste war das Birds Valley, eine kleine wie handtuchschmale Art Zoo. An dessen Ende hinter dem Tor befindet sich ein Treffpunkt für ungefähr 30 Großstadtkatzen…. Ja, Katzen sind hier sehr beliebt, aber sie gehören offenbar niemandem. Vielleicht hat Marokko mehr Katzen als Menschen? Und sie verhalten sich sehr zutraulich. „Sei nett zu den Menschen, dann gibts vielleicht Leckerli.“
Nach einer Weile, frustriert über den verlorenen Sonnenkampf gegen den Nebel zog ich mich wieder ins Hotel zurück, sah mir einen Film bei Google an, schlief ein wenig, verbrannte mein letztes Gas mit Nudeln kochen auf meinem Balkon, ich schwamm im Pool und… ja, ich ging dann doch für ein paar Nebelaufnahmen zum Strand. Nur um meine Neugierde über die besondere Lichtsituation heute zu befriedigen. Und diesen einsamen Hund zu fotografieren, der gleichsam für die Einsamkeit dieses Tages steht.

Die Eisamkeit eines marokkanischen Hundes
Morgen verlasse ich Marokko um 17.45 Uhr.
Marokko – der letzte Tag. Samstag der 2.November 2019. Dieser Tag begann sonnig. Wirklich. Plötzlich entdeckte ich, wo ich bin! Um sicher zu gehen, entschied ich mich (obwohl ich steile Anstiege hasse), die alte Festung mit dem Fahrrad zu erklimmen, obwohl sie 1960 durch das große Erdbeben zerstört wurde und Wikipedia nichts Besonderes zu berichten weiß. Aber ich war mir sicher, dass es heute kein weiteres Erdbeben geben würde… 200 m über dem Meeresspiegel. Ok. Kein Problem ohne mein Gepäck. Was ich gefunden habe, siehe die Bilder. Nach diesem kurzen Abenteuer und um die Lücke zwischen 12.00 Uhr (ich musste mein Zimmer freigeben) und 13.00 Uhr (ich sollte langsam zum Flughafen aufbrechen) zu schließen, ruhte ich mich aus, schwamm im Hotelpool und genoss die Sonne.

Hoch zur Zitadelle

Aussicht

Der einzige Überrest der Zitadelle

„Fürchte Gott und ehre den König“

Antennenwärterhaus

Flughafen Agadir

Tschüss, Marokko!
Statistisches:
Insgesamt fuhr ich 2124 km durch Marokko.
Davon 1409 km mit dem Fahrrad, 65 km mit dem Taxi und 650 km mit drei verschiedenen Bussen. 200 km davon waren vorher eingeplant (Ouarzazate < Marrakesh).
Insgesamt 44.618 km Radreisen (seit 1970)
Durchschnittlich habe ich für Übernachtungen 15,50 € pro Nacht ausgegeben. Mir ist bewusst, dass das je nach Reiseplanung für manche bereits zu viel wäre, z.B. wenn man um die Welt radeln oder auch einen Kontinent komplett erkunden will. Dann stellt sich die Frage nach dem Wildzelten noch mal anders.
Es hat nur an einem Tag geregnet.
Die Höchsttemperatur betrug 37°C an zwei Tagen, Anfang Oktober, sonst war es meist zwischen 25 und 30°C warm.
So mutig, diese Radreise … mit 70. Tolle Bilder und Einblicke aus gut 2000km . Ich bin sehr beeindruckt und habe den Bei hat gerne gelesen: Fernweh
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Beautiful pictures and much information Felix. I will find inspiration from your journal. I am leaving for Marrakesh in March. Thank you.
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