Nova Scotia

(Unter freundlicher Zuhilfenahme der Beifahrerin eines eben dort haltenden Autos aus dem Oberalbkreis)

(Unter freundlicher Zuhilfenahme der Beifahrerin eines im selben Moment dort haltenden Autos aus dem Oberalbkreis, mit deutscher Nummer, sehr ungewöhnlich!) Honigbienen darf ich nicht einführen. Na, die schaffen das auch ohne mich.

18. September 2015

Inzwischen bin ich am Ziel, Halifax, angekommen, nach 8163 km. 8424 sind es, wenn ich alle „Nichtstrecken-Herumfahr-Kilometer“ mit dazu rechne. Es waren ja nur noch zweieinhalb Etappen durch Nova Scotia nach Halifax. Eine hatte es aber in sich, denn ich musste nicht nur noch einmal über ein steiles Hügelgebirge, nein, der Empfehlung von google maps folgend landete ich auf einer Schotterstrecke. Nieselschwaden verfolgten mich, nässten aber nicht sehr. Ich überlegte: Fahre ich mindestens 10 km Umweg oder riskiere ich hier weiter zu fahren? Ich blieb auf deiser Strecke, zumal ich nicht wusste, ob der Umweg besser würde. Dafür gab es dann noch einmal 30 km wilde Natur und Menschenleere. Ganze 5 Autos kamen mir entgegen und den Schotter konnte ich gut aussteuern. Nur hatte ich dann hinterher Reifenpanne No. 7! Mit dem angeblich besten Schwalbe-Reifen „Marathon Plus Tour“. Denen habe ich jetzt eine Beschwerde-Mail über die Qualität ihres angeblich besten Reifens geschickt. (Später, zuhause, schickte mir Schwalbe einen neuen Mantel + 2 Schläuche als Entschädigung!)P1040787 P1040790 P1040789

Hinter Truro auf dem Campingplatz kam dann ein Kanada durchquerender Koreaner dazu, mit dem ich mich leidlich verständigen konnte. Ich musste mich auch zu sehr um meine Reifenpanne kümmern, so dass der Kontakt flüchtig blieb.

Der Koreaner (der zwischendurch mal mal eben von Winnipeg aus nach Hause flog, um sein Fahrrad auszuwechseln) bricht auf.

Der Koreaner Sango Bae bricht auf.

Nach Halifax war es dann ein leichtes Spiel. 90 km mit Sonne und Rückenwind durch eine mäßig attraktive Hügellandschaft, erst am Ende kamen lange Seeufer, alle privatisiert, nur selten ein Zugang für alle.

Morgens in Truro

Morgens in Truro

Kanadische Straßenbaustelle: Vorn und hinten je einer, der ein Stop / Slow - Schild hält und dann dreht, wenn man weiter darf. Langsam!

Kanadische Straßenbaustelle: Vorn und hinten je einer, der ein Stop / Slow – Schild hält und dann dreht, wenn man weiter darf. Langsam!

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Die blau-weiße Fahne ist die von Nova Scotia.

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Rush hour

Rush hour

Von Dartmouth aus soll man als Radfahrer die Fähre benutzen, weil die Riesenbücke über den Hafen gerade renoviert wird.

Immer auf die Fahne zu

Immer auf die Fahne zu

Da drüben - Halifax

Da drüben – Halifax

Über halsbrecherisch steile Steigungen ging es dann zu meiner Gastgeberin (warmshowers) für die erste Nacht. Hilary ist Krankenschwester und selbst eine begabte Schreiberin ind Fotografin, die jedes Jahr ein Buch mit Fotos selbst gestaltet.

Geschafft. Erst mal.

Geschafft. Erst mal.

Halifax ist eher eine Minimetropole mit 390 000 Einwohnern. Das mehr oder weniger historische zentral gelegene Hafenviertel kann man einschließlich Zitadelle gut in einem Tag zu Fuß bewältigen.

Soweit für heute, liebe Leser.

Und jetzt am 23.September einen Bildernachschlag zu Halifax. Hier die Häuser der äußeren Innenstadt, gebaut so ca. nach der großen Halifax-Explosion 1917, als ein Munitionsschiff die größte nicht nukleare Explosion der Geschichte mit ca. 2000 Toten auslöste und Teile der Stadt dem Erdboden gleichmachte.

Ich bin hier auf dem Weg zur Zitadelle.

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Durch diesen architektonisch beeindruckenden Hügel getarnt - die Zitadelle.

Durch diesen architektonisch wenig beeindruckenden Hügel getarnt – die Zitadelle.

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Irgendwas stimmt da nicht...

Irgend etwas stimmt da nicht…

Das sind Frauen! So ganz ernst nehmen sie es mit der Geschichte wohl nicht.

2 von 3 sind Frauen! So ganz ernst nehmen sie es mit der Geschichte wohl doch nicht.

Ich war dann im Museum und bemerkte, wie mir das alles sehr befremdlich vorkommt. Diese unreflektierte Darstellung von Krieg und Waffengewalt, so als gäbe es da nichts zu hinterfragen. Immer mit der Hervorhebung des kanadischen Anteils an den – hauptsächlich – Siegen. Niedliche Soldatenpuppen aus Zinn… Ich werde immer mehr zum Pazifisten. Ein ähnliches Gefühl hatte ich ja im patriotisch aufgemotzten Ottawa (siehe Ontario).

Auf dem Rückweg zu meiner vergessenen Speicherkarte – ich musste laufen, weil ich mir für diesen Tag Radfahrverbot auferlegt hatte -,  grüßte mich eine alte dunkelhäutige Dame, die auf einer Veranda saß, wie einen alten Bekannten. Ein anderer Passant zeigte mir einen Gegenstand und fragte mich, ob ich wüsste, was das sei, so als wenn er mich kennen würde. Ich wusste es allerdings auch nicht und empfahl ihm, in einem Antiquitätenladen zu fragen. Zwei Beispiele für die Offenheit und Unkompliziertheit vieler Kanadier.

Jetzt noch nach Downtown und ins Hafenviertel. Und ich wollte mich erkundigen, wo der Bus zum Flughafen losfährt. Aber das war kompliziert. Für Fußgänger ist Vieles nicht gemacht und endet man auf Fußwegen, die plötzlich abbrechen und muss wieder zurück, verläuft sich in einer Einkaufspassage ohne klar gekennzeichneten Ausgang, dann endlich, eine kleine Seitenstraße, das ist die Haltestelle im Miniformat. Nein über die in Reparatur befindliche große Brücke fahren die  Busse nicht. Nicht? Wie dann? Ach erst ab Sonntag Abend nicht, da will ich aber schon dort sein. (Letzten Endes nahm ich ein Taxi, das war mit dem ganzen Gedöns das Einfachste.)

Also die City beeindruckt mit einer Mischung aus klein gehaltenen Wolkenkratzerchen, man will ja den Blick von der Zitadelle nicht ganz verbauen, Altem und weniger Altem.

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Der historische Glockenturm

Der historische Glockenturm

City Hall

City Hall

Saint Pauls Cathedral, die erste anglikanische Kirche

Saint Pauls Cathedral, die erste anglikanische Kirche

Saint Pauls Cathedral, die erste anglikanische Kirche und eine der wenigen, die ich von Innen sehen konnte.

Saint Pauls Cathedral, die erste anglikanische Kirche und eine der wenigen, die ich von Innen sehen konnte.

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Kinderlockgeschäft

Kinderlockgeschäft

Und von innen.

Und von innen.

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Häh? Restaurant

Häh? Restaurant „Der Fahrraddieb“? Die trauen sich was!

Laternenperformance am Hafen (soll die Zustände eines Betrunkenen in schlecht beleuchteten Straßen karikieren).

Laternenperformance am Hafen (ein künstlerische Mahnung Straßen gut zu beleuchten, damit es Betrunkenen nicht so geht wie diesen Laternen).

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Blick nach George Island

U-Boote jagender Konvoibegleiter

U-Boote jagender Konvoibegleiter aus WK II, tadahh!

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Halifax Straßen sind oft steil wie in San Francisco. Immer den kürzesten Weg, nicht den leichtesten bietend. Typisch für koloniale Eroberungen.

Es folgte ein Freitag mit ausschließlich Ruhe, ein Samstag mit einem kleineren gepäckfreien Rad-Ausflug, bei dem ich merkte, dass ich jetzt erst mal wirklich genug hatte und nicht 60, sondern nur 30 km fuhr.

Sonntag war Sachen packen und Filme gucken angesagt. Ich hatte erst hin und her überlegt, ob ich statt den Bus zu nehmen, nicht einfach mit dem Rad die 35 km zum Flughafen fahre. Aber die Radroute beinhaltete auch ein schwieriges lehmiges und felsiges Stück, wie meine Gastgeber meinte. Alternative wäre nur die Autobahn. Dann kam mir die Eingebung mit dem Taxi. So konnte ich alles schon bei meinem Gastgeber eintüten, statt erst im Terminal. Ich wog auch alle Taschen und kam auf knapp 22 kg. Seltsamer Weise waren es dann bei der Abfertigung 25,08. Macht 130 $ Übergepäckstrafgebühr. Oder Auspacken. Seufzend bezahlte ich. Was hatte ich auf dem Hinflug anders gepackt? Das Werkzeug war in der Tasche, die ich auf den Gepäckträger geschnallt mit dem Rad aufgegeben hatte … Tja, zu spät.

Pünktlich traf ich am Montag 11 Uhr in Berlin ein, wo mich Werner und Daniela herzlich empfingen.

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