New Brunswick

11.September 2015

Heute ist mein 66.Geburtstag, gestern erreichte ich den 8000. km. Ich sitze im Souterrain-Zimmer dieser Mischung aus Jugendherberge und Sozialschwachen-Quartier in Miramichi (liegt nicht in Japan), bei einer Kanne Tee. Gestern habe ich mir Kuchen, Erdbeeren und Schlagsahne gekauft und draußen regnets. Den ganzen Tag. Ich werde es überleben. Morgen wird es wieder schön Und wenn ich mich besinne, so ist dies der erste komplette Regentag in Kanada für mich. Was eher ein Glück ist. Sowas auf der Straße durchzustehen oder im Zelt durchzuliegen … Und alles fühlt sich nass an … Muss ich nicht haben.

So, also New Brunswick. (Bilder werden später eingefügt, sonst stürzt mir wieder alles ab und der Text ist weg).

Wieder ein anderes Land, oder korrekter, eine andere Provinz. Ich kann wieder Englisch sprechen und kann einigermaßen sicher sein verstanden zu werden. New Brunswick ist zweisprachig. Offiziell. Und Offizielles wird in beiden Sprachen ausgeschildert, auf Indianergebiet (First Nations Territories) auch noch in deren Sprache. Flaggen und Fähnchen überall. Der frankophone Bevölkerungsanteil pflegt eine akadische Identität und zeigt dies offensiv in Blau-Weiß-Roter Trikolore mit goldenem Sternchen, obwohl es „Akadien“ schon seit dem 7-jährigen Krieg 1753 nicht mehr gibt. Selbst Laternenpfähle haben manchmal eine nationalfarbige Schärpe. Dabei ist die Provinzfahne so schön (und so kompliziert, dass kein Schulkind sie malen kann)!

Beweisfoto. ;)

Beweisfoto. 😉

Die Grenzbrücke zu Québec

Die Grenzbrücke zwischen Québec und New Brunswick bei Campbellton

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Kaffeetrinken für 9,45 $. War bestimmt ein Sterne-Café.

Kaffeetrinken für 9,45 $. War bestimmt ein Sterne-Café.

Von oben nach unten: Kanada, New Brunswick, Akadien und Großbbritannien.

Von oben nach unten: Kanada, New Brunswick, Akadien und Großbbritannien.

Die Landschaft ist gemäßigt hügelig bis flach, Orte folgen der Küstenlinie, fast ohne Ende, ein Grundstück nach dem anderen, nur wenig ungestörte Natur dazwischen, aber auch wieder Landwirtschaft. Vieles sieht aber ärmlicher aus als in Québec. Oder auch nur einfacher vom Stil her.

Es erstaunt mich auch immer wieder, dass Häuser, die nicht mehr genutzt werden, einfach stehen bleiben, ohne Zeichen von Vandalismus. Irgendwann fallen sie zusammen, wenn keiner sie abreißt.

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An der Chaleur-Bucht

Québec liegt am anderen Ufer.

Québec liegt am anderen Ufer.

Besonderheit hier: Fassaden mit Holzschindeln verkleidet

Besonderheit hier: Fassaden mit Holzschindeln verkleidet

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Blick aus dem Zelt vor Sonnenaufgang

Blick aus dem Zelt vor Sonnenaufgang

Schlagartig hörten die akadischen Fahnen gestern zugunsten von Kanada oder New Brunswick wieder auf. Also Sprachgruppengebietswechsel. Auf den Schulbussen nicht mehr „Ecolieér“ sondern „School Bus“.
Und es herbstelt. Schon seit Ende August fingen einzelne Bäume an, ihre Blätter einzufärben. Es werden tägich immer mehr und ich fühle mich was das betrifft wie Ende September. Aber auch das Frühjahr beginnt ja 3-4 Wochen später, wie ich am Entwicklungsstand der Vegetation (Rapsblüte im Juli) feststellen konnte.

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Wird Zeit, nach Hause zu kommen.

Wird Zeit, nach Hause zu kommen.

Die Tage werden spürbar kürzer. Der Zeitzonenwechsel schenkt mit abends wieder eine Stunde, so dass die Sonne jetzt 19.45 Uhr untergeht. Aber die kürzere Tageslänge stresst auch. Denn ich sollte wirklich ca. 19 Uhr spätestens am Tagesziel ankommen, sonst koche ich mein Abendessen im Dunkeln. Ich werde auf den Umweg über Prince-Edward-Island (der von vielen empfohlen wird) verzichten, denn auch so sind es noch fünf Etappen bis Halifax. Und der heutige Tag fällt aus, die weitere Wettervorhersage ist durchwachsen. Ich fahre nicht bei Regen, es sei denn die Umstände zwingen mich. Ich stelle mich unter oder sitze den Tag aus. An früheren Stellen war das einfacher, ich hatte ja Zeit. Das wird jetzt schwieriger.

Ach ja, meime schöne rote Regenjacke… Sie MUSS gestohlen worden sein. Ich hatte sie außen auf das Gepäck geklemmt. Und als ich sie am Ziel vor drei Tagen suchte, war sie weg. Das Spanngummi sitzt aber so fest, dass man sie regelrecht rausziehen muss. Also kann ich sie nicht verloren haben. Aber wenn ich Einkaufen gehe, bleibt halt alles was nicht in der Lenkertasche ist am Fahrrad vor dem Laden. Und da ich sie beim schönen Wetter an dem Tag nicht brauchte, kann ich sie auch nirgends liegen gelassen haben! Wohl wissend, dass auch die teurersten Goretex-Jacken nicht viel nützen, weil sich das Innere bei Temperatruren über 18°C schnell in eine Sauna verwandelt und ich im eigenen Schweiß bade, musste ich mir Ersatz beschaffen. Denn keine Jacke ist auch keine Lösung. Ich duchstreifte also die Modeläden von Bathurst, ergebnislos, denn Sommerbekleidung war da nicht mehr zu sehen und alles andere ist gefüttert, also zu dick. Aber die Rettung war ein Outdoor-Bekleidungs-Spezialgeschäft, das noch etliche dünne Jacken im „Sale“ hatte, so kam ich zu einer neuen Markenjacke für 99 $ = ~ 65 €. Die vorige hatte 100 € bei Globetrotter gekostet…. Es fehlt nur leider der Klimareißverschluss unterm Arm. Auf was man nicht alles achten muss!

Fahrrad. Mit neuer Regenjacke.

Fahrrad. Mit neuer Regenjacke.

Ein positives Erlebnis war der Farm – Campingplatz in St.Edouard. Die Chefin erlies mir als Radfahrer einen Teil des Preises und bot mir eine Weinprobe an. Es ist ein Weingut, und das im kalten Kanada. Und nicht nur Obstwein, ich sah auch richtige Rebstöcke. Später auch weiter südlich bis nach Nova Scotia hinein. Nicht groß, aber immerhin. Da ich leider kein Gourmet bin und höchstens 10 Weinsorten voneinander unterscheiden kann, entschied ich mich für ein Glas Holunderbeeren-Wein, mit Mineralwasser bitte (woraufhin die Chefin etwas das Gesicht verzog).

Der Platz liegt fast direkt am Meer und bietet die Gelegeheit, den Sonnenaufgang zu beobachten. Das war für mich selten, denn im Osten standen immer Bäume oder es war zu wolkig.

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Mein Zelt

Mein Zelt

Ich gehe dann mal Schlafen...

Ich gehe dann mal Schlafen…

Gleich geht sie unter

Gleich geht sie unter

Liest er noch?

Liest er noch?

Gleich....

Gleich….

....

….

...explodiert die Sonnen hinter den Wolken.

…explodiert die Sonnen hinter den Wolken.

Ein Schiff...ein Schiff!

Ein Schiff…ein Schiff!

4 Gedanken zu “New Brunswick

  1. Daniela schreibt:

    Happy Birthday, Felixx!
    Hätt’s fast verpasst . . . gottseidank aber habe ich heute im Spätdienst gearbeitet, wo ich bei jedem Patienten den Leistungsnachweis unter dem heutigen Datum kürzeln mußte.
    Und irgendwann fiel’s mir wie Schuppen aus den Haaren – DEIN GEBURTSTAG!!!
    Feel hugged,
    alles Liebe, Daniela

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  2. Beate schreibt:

    Huch eben war dein Beitrag doch noch nicht da, oder? Drum sind meine Glückwünsche in Quebec gelandet. Sei nochmals herzlichst umärmelt mit den besten Wünschen!
    Und jetzt hört der Regen auf! Hex, hex! Damit Zeit für empfohlene Umwege bleibt! So.

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