Aber erst mal noch England. In und aus Liverpool heraus musste ich mich von Miss Google Voice navigieren lassen, denn irgendwie waren meinem Navigationsgerät die Kartenteile für die ganze Gegend abhandengekommen. Oder ich habe mich bei der Auswahl zuhause verklickt. Also fuhr ich mit Ohrhörer, „in 800 Fuß rechts in die Penny Lane abbiegen“, jaja, die gibts wirklich und schon hatte ich einen Beatles – Wurm im Ohr. Jedenfalls war es dann meine flotteste Etappe und ich „riss“ die 100 km-Marke hinter Lancaster, denn endlich war es mal nicht so hügelig. Abends tüftelte ich mir die Strecke aus, die meinen Recherchen nach die am wenigsten bergigste für den nächsten Tag sein würde. Denn der Lake District lag unerbittlich vor mir, und das ist ein kleines Gebirge, obwohl ich als Deutscher eher eine nette Seenplatte assoziierte. Nun ja, ich versuchte mich östlich dran vorbei zu schummeln, mit dem Ergebnis, dass ich den Yorkshire-Dales-Nationalpark durchqueren durfte, mit ähnlich heftigen Steigungen auf kleinen gewundenen Sträßchen wie in Cornwall – nur geht’s hier noch höher nach oben.









Die letzte Nacht in England war heftig verregnet. Mein Zelt ist zum Glück dicht, aber ich musste es nass einpacken. Jetzt ging es nach …
…Schottland.
Penrith und Carlisle lagen bald hinter mir und plötzlich befand ich mich in Schottland. Unspektakulär. Gretna, dann Gretna Green. Wo zum Kuckuck ist denn der Hadrians-Wall? Vermutlich war ich dafür zu sehr zwischen Autobahn und Küste eingequetscht. Um mich herum nur „Gegend“.

Ah, … der älteste „Runde Tisch“

Da soll er gestanden haben … (es gibt noch einige andere umstrittene Punkt)

Und rechts von mir immer die Autobahn im Blick. Für die nächsten 100 km

Channel of River Esk – das ist der Grenzfluss zu Schottland
Die Straße war eine Art Parallelstraße zur Autobahn, mit wenig Verkehr, dafür hatte ich aber immer den Lärm vom Motorway nebenan im Ohr. Ich gönnte mir ein Hotelzimmer.
Irgendwie hatte ich nach den Pannenverzögerungstagen das Gefühl, nicht mehr genug Zeit zu haben für das, was ich mir vorgenommen hatte, und so habe mich schweren Herzens entschieden, auf die Strecke über die Äußeren Hebriden zu verzichten – die Wetteraussichten waren dafür eher auch zu grauenvoll. Stattdessen werde ich Nessie jagen!
Von schweren Schauern verfolgt erreichte ich schließlich einen Campingplatz in den Außenbezirken von Glasgow. Ich war wegen meiner neuen Regenjacke und – hose schon sehr skeptisch nach dem ersten Test in Newquay. Ja, so richtig trocken bleibt man darin nicht. Aber ich lernte jetzt den Unterschied zwischen feucht und nass zu schätzen! Je kühler es ist, desto weniger fährt man ja im eigenen Kondenswasser.
Jetzt hinein nach Glasgow in der Hoffnung noch einen Fahrradmechaniker zum Überprüfen meiner Nabenschaltung überreden zu können, (eine kombinierte SRAM Dualdrive Naben/Kettenschaltung) denn die Nabenschaltung fasste einen Gang nicht mehr, aber die schottischen Fahrradhändler sind auch nicht entgegenkommender als die Englischen. Wochenlange Warteliste. Keine Ausnahmen für Radreisende usw. Das kannte ich nun schon.

Zwischen zwei Ampelphasen erwischt. Ein Glockenturm, – umringt von städtebaulichem Chaos.

Ganz offensichtlich – eine Stadt im Wandel




Internationales Dudelsackfestival. Der Grundton B bestimmte die Tonart.


Subway-Ausgang St. Enoch

Die Buchanan-Street, der „Kudamm“ von Glasgow


Jugendstilbahnhof

Subway-Ausgang St. Enoch


Glasgow wirkt sehr kontrastreich auf mich, edel und mondän liegt dicht neben vernachlässigt und verfallen. Vieles wirkt improvisiert, die Stadtplanung chaotisch. Wohnhochhäuser in Plattenbauweise bis fast im Zentrum. Der Konkurs der gesamten Werftindustrie hatte die Stadt auch in eine tiefe Krise gestürzt, aus der sie sich erst nach und nach wieder erholt. Ich trödelte ein wenig in der Innenstadt herum und genoss nicht nur die Dudelsackorchester, sondern auch andere Straßenmusikanten. Woran ich mich nur schwer gewöhnen kann, sind die völlig willkürlichen Ladenöffnungszeiten. Manche bis 17 Uhr, andere bis 17.30 Uhr, bis 19 Uhr, bis 22 Uhr. Zum Glück weiß google maps meist Bescheid.
Am nächsten Morgen startete ich in Richtung Norden. Erst an Clyde River entlang, wo ich die moderne Blechdosen Architektur (s.o .) fotografierte. Dann ging es auf einem Radweg weiter, der einer stillgelegten Bahnstrecke, dann einem Kanal folgte, Richtung Loch Lomond, dem größten und schönsten See Schottlands, 39 km lang. Rechtzeitig fing es wieder an zu schauern.







Ich fuhr bis zum Ende des Sees zur Beinglas Farm, einem Farmcamping mit Berghütten-Atmosphäre, Treffpunkt und Station für ‚West Highland Way‘- Wanderer aus aller Welt. Es gibt ein Pub mit gutem Essen und einen Laden mit allem Nötigen für Biker und Hiker. Die ganze Nacht hindurch regnete es. Und fast den ganzen Tag. So blieb ich einfach hier und überarbeitete meine Reiseplanung …, morgen soll das Wetter besser werden und es geht bergauf!

Blick aus dem Zelt in den Regen …
Im Loch Lomond waren letzte Woche die Freiwasser-Europameisterschaften im
Langstreckenschwimmen,z.B. schlappe 25 km …
Das kann schonmal 4-5 Stunden dauern …
Pass auf den Schiebewind auf!
beste Grüße von
Hawa
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