Alberta

24.Juni 2015

Ich bin bereits in Calgary und habe die Rocky Mountains hinter mir gelassen. Ich sitze am Notebook von Robert Bot, meinem warmshowers-Gastgeber, einem 70 jährigen Journalisten und Wissenschaftler, bei dem ich aus Platzgründen auf der Veranda schlafen darf. Bevor ich von Jasper aus den Icefields Parkway anging, war ich sehr im Zweifel, ob ich es mir nicht einfacher machen und einfach auf dem Highway 16 Richtung Edmonton bleiben sollte. Denn anstrengende Steigungen hatte ich genug hinter mir. Aber was hätte ich nicht alles verpasst? Seht selbst. Alles, was ich bisher schon an alpinen Gebirgsinseln längs der Straße sehen durfte, verblasst angesichts dieser Monstergalerie von Felsformationen an dieser Straße. Es ist wie der atemberaubende Unterschied zwischen Kino und Multiplex und lässt sich fotografisch in 2D gar nicht wirklich wiedergeben.

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Die Brücke über den Athabasca-River hinter Jasper.

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Die Athabasca Fälle

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Die Athabasca Fälle

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Die Athabasca Fälle

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Die Straße führt im nördlichen Teil immer am Athabasca River entlang

Aber dann traf ich Val aus Victoria. Wir unterhielten uns und stellten fest, dass wir die die gleiche Richtung haben. Aber ich sah ihre Rennradbereifung und dachte, die ist eh schneller, ich fahre dann mal weiter. Eigentlich hätte sie mich überholen müssen, aber das passierte erst als ich wegen Frischwassers anhielt. Also fuhren wir dann doch ein Stück zusammen, bis eine Gaststätte auftauchte und ein Kaffee zusammen fällig war.

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Fertig machen gegen den Regen.

Aber dann trennten wir uns erst mal wieder, denn sie hatte eine Jugendherberge als Ziel, ich aber einen Campingplatz.

Diese Zeltunterlage will aber auch gar nicht trocknen...!

Diese Zeltunterlage will aber auch gar nicht trocknen…

Die Campingplätze im Jasper-Nationalpark sind sehr ökologisch und simpel: Kompostklo, bärensichere Lebensmittelfächer, deren Benutzung Pflicht ist, ein überdachter Raum mit eisernem Ofen und Tischen und ein Kasten zum Einwerfen des Bezahlformulars, in das man die Kreditkartennummer einträgt, wenn kein Service anwesend ist. 15,40 $ in meinem Fall, also etwa 11 Euro. Wasserleitung? Fehlanzeige. Da fließt doch ein Bach. Am Morgen wurde ich als Exot erst mal von einer Frau fotografiert.

24. Juni 2015

Zeit für eine Statistik:

Tage in Kanada: 35
davon auf der Straße: 28
Längste Etappe: 151 km
Kürzeste: 31 km
Durchschnitt 80,2 km
Gesamt km 2246
Gezeltet 18 Nächte
Privatunterkunft (warmshowers o.ä) 13 Nächte
Hostel 2 Nächte
Motel 2 Nächte
durchschnittliche Ausgaben 36 Euro pro Tag 

Weiter dann auf dem Icefields Parkway. Jetzt kam der schwierigste Teil dieser Straße, der Abschnitt hoch zum Columbia Icefield in 2036 m Höhe. Noch 35 km, davon 20 „gemäßigt“, aber dann… Ich startete bei etwa 1540 m. Noch war das Wetter annehmbar. Je weiter ich fuhr, umso schlechter wurde es. Es regnete, die Steigung nahm so zu, dass ich nur noch mit 3,4 km/h schieben konnte! Wie löse ich das? Ich stöhnte… „nicht schon wieder…!“ … dann biss ich die Zähne zusammen und setze mir Punkte: bis zu dem Pfahl da … Pause … durchatmen … dann bis zu dem Fleck auf der Straße da… Pause … durchatmen … usw. Irgendwann war ich dann oben. Dachte ich zumindest, angesichts von Touristenbussen und einer kostenpflichtigen Aussichtsplattform, von der aus die zahlenden Gäste ins Regengewölk starren konnten. Na ja, gebucht ist gebucht, verflucht….!  Ich grinste und verzichtete. Das hatte ich alles schon die ganze Zeit kostenlos. Weiter ging es noch ein paar km, mit starken Prallwinden als Gegenwind (wie liebe ich den!!), die mir den Nieselregen bei knapp über 0°C waagerecht ins Gesicht peitschten. Dann eine Kurve und die Rettung – die Icefields Lodge, mit großem Parkplatz, Gaststätte sowie eine Schalterhalle voll japanischer Touristen, die nach Karten für die Ausflugsbusse hoch auf den Gletscher warteten. Mir war kalt. Ich hatte Hunger. Ich holte mir in der Gaststätte irgendwas und  zwei mal Kaffee, dann – plötzlich schien draußen die Sonne. Endlich! Nein, ich wollte mich nicht mit hunderten knipsenden Asiaten auf den Gletscher für 30  $ karren lassen! Ich habe genug Phantasie und muss nicht alles anfassen. Es war auch von hier aus sehr schön, auch wenn ich mich auf der Terrasse gleich als Hilfsfotograf für Paare missbrauchen ließ …

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Regenfest

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Einfach nur nass und kalt

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Die armen Bustouristen…

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Ist das jetzt etwa der Gletscher?

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DAS ist das Panorama!

Zeit, herunter zu fahren, nachdem ich mich satt gesehen hatte.

1. Juli

Ich befinde mich in Oyen, oder besser gesagt, hinter Oyen, weil der örtliche Selbstbedienungs-Campingplatz (Fomular ausfüllen, passendes Bargeld in Tüte stecken) mit 25 $ einfach im Verhältnis zum Service überteuert war. Außerdem lockte mich die Anwesenheit einer lauten, kinderreichen Famlie nicht gerade. Und da ich wusste, es gibt da noch einen anderen, bin ich jetzt dort, 4 km weiter, gepflegt und MIT Stromanschluss fü jeden, für 15 $ und sehr ruhig. Zu den Herausforderungen des Radfahrens in einer so reizarmen Landschaft wie der Prärie komme ich noch.

Erst einmal zurück in die Rockies und zum Icefields Parkway. Ich übernachtete in einer ökologisch so vorbildlichen Jugendherberge, dass es nicht mal eine Dusche gab, dafür aber eine Sauna und einen eiskalten Bach!

Das Hostel Rampart Creek. Mit Eco-Award.

Das Hostel Rampart Creek. Mit Eco-Award. Sonne gibts frühestens ab 10 Uhr.

Eine Stunde nach mir trudelte plötzlich Valerie ein, die ja woanders übernachtet hatte. Ich war unklar, ob ich mir die Strapaze eines zweiten Passes (Bow Summit, noch einmal über 2000 m hoch) antun will oder nicht lieber die ganze Strecke verändere und an der Abzweigung Richtung Red Deer abfahre.
Aber dann gab den Ausschlag, dass Valerie (für die das übrigens die erste Radreise überhaupt war), weiter auf der Strecke bleiben wollte. Zu zweit leidet es sich leichter, dachte ich. Und so fuhren wir zusammen.

Hier kam uns ein Scheiweizer Radfahrer mit Ultraleichtgepäck auf dem Weg nach Alaska entgegen. Kurioserweise hielt im selben Momen auf dem Parkplatz ein RV mit deutschen Kennzeichen und einer mit französischen - sehr selten in Kanada.

Hier kam uns ein Schweizer Bikepacker mit Ultraleichtgepäck auf dem Weg nach Alaska entgegen. Kurioserweise hielt im selben Moment auf dem Parkplatz ein RV mit deutschen Kennzeichen und einer mit einem französischem – sehr selten in Kanada. Wer schifft schon sein Auto ein?

Und wir beide waren für diesen Tag ein gutes Team. Etwa geichstark. Und uns indirekt gegenseitig motivierend.

Die Kulisse war immer wiedeer überwältigend.

Die Kulisse war immer wieder überwältigend.

Blick zurück.

Blick zurück. Hinter uns (!) schauerts.

Geschafft!

Geschafft!

Am Bow Lake

Am Bow Lake

Am Bow Lake

Am Bow Lake

Fast erwischt ... ein Schwarzbär

Fast noch erwischt … ein Schwarzbär trottete über die Straße.

Die Abfahrt endete 10 km weiter in einer Herberge mit dem anheimelnden Namen Mosquito Creek, wo ich mich am nächsten Morgen von Valerie verabschiedete, da sie Zeit für sich allein brauchte und zwei Tage später einen Flug in Calgary erreichen musste. Hinab also nach Lake Louise, der Ort mit viel fotografierten berühmten See- und Bergblick. Aber – für den hätte ich wieder 200 m hoch fahren müssen und befürchtete mich wieder zwischen Touristenmassen wiederzufinden … Dazu konnte mich nicht entschließen. Nein! Ich muss nicht alles gesehen haben! Also lieber weiter Richtung Banff. Andere haben mir später das Gedränge am See bestätigt.

Und weg vom Autobahnmonster Hwy 1 (in Kanada darf man darauf radfahren).

Parallel gibt es später zum Glück diesen netten Radweg.

Parallel gibt es später zum Glück diesen netten Radweg für 28 km.

Hier sehen wir ein Columbian Ground Squirrel. Die  tauchen immer wieder blitzartig am Wege auf.

Hier sehen wir ein Columbian Ground Squirrel. Die tauchten immer wieder blitzartig am Wege auf.

Es war jetzt an der Zeit, die Rockies zu velassen. Ich nutzte den alten parallel verlaufenden Highway 1A und nicht die Autobahn. Wesentlich ruhiger und dafür aber auch mehr Auf’s und Ab’s.

Jetzt gehts über die Foot Hills Richtung Cochrane -  Calgary.

Jetzt gehts über die Foot Hills Richtung Cochrane – Calgary.

Eine methodistische Kirche,   Rest der ersten Missionierungen, ohne die es Kanada so nicht gäbe.

Eine methodistische Kirche, Rest der ersten Missionierungen, ohne die es Kanada so nicht gäbe.

Blick zurück zu den Rocky Montains.

Blick zurück zu den Rocky Montains.

Schließlich erreichte ich Cochrane, — zum Campingplatz musste ich tiieeef runter zu Bow River und am nächsten Morgen gleich wieder 200 m hoch über eine Hügelschwelle.

Die neuen Häuser von Cochrane sehen aus wie aus Legoland.

Die neuen Häuser von Cochrane sehen aus wie aus Legoland.

Weiter nach Calgary, verfolgt von Gewitterwolken landete ich mitten im Vekehrschaos, da der Zugang zur Radroute bautechnisch versperrt war… Und dann war ich auf einem Autobahnmonster gefangen, so dass ich nicht wenden konnte und erst Kilometer später dank einer Abfahrt entweichen konnte.

Gewitterwolken folgtem mir und holten mich nicht ein!

Gewitterwolken folgten mir und holten mich nicht ein!

Das Autobahnmonster ...

Das Autobahnmonster … kein Entrinnen. Der Radweg rechts endete im Irgendwo.

Irgendwann erreichte ich schließlich die Nähe meines Gastgebers … denn google maps hatte das Haus falsch eingezeichnet. Die Straße, die im Wesentlichen oben hoch über dem Fluss verlief, setzte sich nämlich sprunghaft unten fort. Seine Hausnummer war aber UNTEN, nicht oben! Und da hatte ich schon alles  nach oben gewuchtet…  Kommando zurück.

Eine Ansicht vom Hang, für Radfahrer und Kinderwagenschieber gibt's ne Schräge.

Eine Ansicht vom Hang, für Radfahrer und Kinderwagenschieber gibt’s ne Schräge.

Mein Gastgeber war ein 70-jähriger Publizist, der über die Regenerierung von Erdöllagerstätten nach dem Fracking arbeitet. Etwas kauzig und sehr auf seine Arbeit, konzentriert, macht aber selbst auch noch Radreisen. An seiner Wand hing ein altes schwarz-weiß Foto, mit John Lennon im Bett, den er damals dort einmal interviewt hatte. Ich schlief auf der Veranda. Am nächsten Tag versuchte ich, Calgary fotografisch festzuhalten. Die Kathedralen des Monopolkapitals zerhacke ich am liebsten zu Collagen, da man sie sowieso nicht auf ein Bild bekommt.

Blick auf Downtown

Blick auf Downtown

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Und gleich neben Downtown das hippyeske Viertel Sunnyside, wo mein Gastgeber ebenfallls wohnt.

Sunnyside

Sunnyside

Zum Friseur musste ich mal. Voher ...

Zum Friseur musste ich auch mal. Vorher …

... und nachher.

… und nachher.

Mit dem nächsten Bericht geht es raus in die Prairie.

04. Juli

Jetzt sitze ich schon im dunstgeschwängerten Saskatoon (mein Gastgeber meinte, doe Stadt sei so interessant wie Bochum, – recht hat er) und mit der Reportage hänge ich hier immer noch in Alberta herum…
Die Luft ist dunstgeschwängert, denn wie die Medien in Deutschland den Menschen gerade vorenthalten, gibt es 400 km nördlich wieder großflächige Waldbrände en masse. Und von dort kommt der Wind. Das wirkt sich leider auch auf die Qualiltät mancher Bilder aus.

Also von Calgary aus raus in die Prärie. Erst auf einem Radwanderweg bis zum nächsten Naherholungssee (vermutlich mein vorerst letztes Bad, das Wasser ist hier überall überdüngt und voller Wasserpflanzen), dann ging es unweigerlich auf den autobahnbreiten Transcanada  Highway (Hwy) 1.

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Der Ausflügler-Radweg

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Von wegen flach, flach wird es erst später.

Also, man hält das hier auf Dauer nur dann durch, wenn man von der verdammten Anspruchshaltung weg kommt „wenn ich schon so weit verreise, dann muss die Landschaft auch schön und abwechslungsreich sein“. Jetzt ist, was das betrifft, erst mal Diät angesagt. Was also tun? „Es ist immer noch interessanter als über’s Meer zu paddeln“ redete ich mir ein…. Ich konzentriere mich auf Details und einem Radfahrer entgeht so leicht nichts. Überall gibt es z.T. brutal von der Straße durchschnittene Tümpel und Seechen, mit allerlei Gevögel.

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Da wären schon mal ein paar der Vögel.

Der Redwinged Blackbird z.B., von den Beatles besungen. Der reagiert auf Annäherungen sofort mit lautem Gekäcke und Scheinangriffen. Einer (ohne Redwings) hat mich doch glatt am ersten Prärieabend vom Campingplatz  zu vertreiben versucht – ein Scheinangriff nach dem anderen. Ich hab’s nach einer Weile ignoriert, bis er aufgab.

Die andere Übung ist das Entfernungsschätzen. Ich bin da schon ganz gut, die Hügelkuppe da hinten sollte 10 km weit weg sein, schätzte ich. Es waren dann 11. Gut, nicht?

Ich studiere verlassene Farmen, rette die kanadische Umwelt, gedanklich. Hier gibt es wirklich kein Oberflächenwasser, das nicht agrochemisch verseucht, also übderdüngt ist. Da legen sie einen Campingplatz an einem großen Wasserreservoir an, man kann Zander angeln, einen symbolischen Strand gibt es auch, aber man käme vor lauter Wasserpflanzen gar nicht zum Schwimmen. Hab ich also auch nicht. Und dann erfuhr ich auch noch, dass bei dem auf meiner Streckenplanung liegenden Dinosaur Provincial Park (Weltnaturerbe!) am nächsten Abend der Campingplatz völlig ausgebucht ist und ich, wenn ich nicht einen Tag lang Zander Angeln lernen will, einen Umweg über Brooks fahren muss. Das war nicht so sehr weit, zum Glück, und es bescherte mir weitere km auf dem Transcanada Hwy 1. Zwichschendurch bog ich mal nach Gleichen ab. Klingt so deutsch. Dem muss ich nachgehen. Wird aber „Glieken“ ausgesprochen und liegt am Rande eines Indianer-, also First Nation Gebietes. Nicht mal auf dem Friedhof fand ich deutsche Gräber.

Vorläufig die allerletzten Grafitti

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Gelbgrün blüht der Teich

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100 m ist der Abstand zwischen den Masten. Der Raps blüht erst Ende Juni!

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Zugverkehr nur für Güterzüge

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Der Campingplatz war offen. Wirklich. Die Tankstelle schon lange zu.

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Ein Schritt weiter zurück. Der Campingplatz kostete mich auch nur 5 $

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Und jetzt endlich die Mainstreet des unvergleichlichen Gleichen. Der Alkoholladen ist im Hotel hinten links, Geldautomat ist auch gleich mit dran.

Irendwann kam dann Brooks. Man darf sich bei den Städten hier nichts besonderes erhoffen. Es ist alles wie Gewerbegebiet mit irgendwie verteilten Wohnhäusern drum herum. Straßen durchnumeriert. Punkt. Ich hoffe auf Wunder wie Milch nicht nur in 2-l-Packungen und essbares Roggenbrot. Oder Brötchen die fest und dicht sind und nicht in 6er Packungen eingeschweißt. Also Brooks war … verwechselbar.

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Der Blick aus der Tür meines Motelzimmers. Nachtversion.

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Hier die Morgenversion. Es gab „continental breakfast“, d.h. jetzt mal deutsch oder so ähnlich frühstücken!

Auf zum Dinosaur Provincial Park. Es sollte ein heißer Tag werden. Und es wurden dann auch 35° C, ohne Wind. Was das Vergnügen deutlich beeinträchtigte, denn meine Leidensgrenze liegt so bei 30°C. Damit ich mich überhaupt noch durch den Park bewege, buchte ich eine geführte Bustour (Temperatur im Bus 42°C!)
Das Gelände (die Badlands) ist ein riesieger 100 m tiefer durch den Red Deer River und abfließende ‚Eiszeitgletschertauwassermassen‘ (gut, nicht?) geschaffener Canon mit bizarren Formationen, aus denen immer mal verräterisch Saurierskelette ragten, was der Forscherwelt ja nicht verborgen blieb. Amy führte dann die Besuchergruppe, nachdem sie alle einernander sich vorstellen ließ, charamant, eloquent und etwas zu lehrerinnenmäßig für meine Bedürfnisse.

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Noch vor dem Saurierpark…

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…eine vermutlich wegen Reptiliengefahr verwaiste Tankstelle auf dem Weg zum Park.

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Kühe sind hier oft sehr schreckhaft!

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Badlands

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Badlands im Dinosaur Provincial Park

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Die Führung

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ohne Worte

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Sogar Freiluftkakteen wachsen in diesem sibirischen Klima mit – 30°C im Winter.

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Gefunden! 😉

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„So, und raten Sie mal, was die so gefressen haben…!“

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Nach absolvierter Saurierschulung dämmerte ich den Rest des Tages im Cafe oder im Zelt dahin, die einzige Dusche war fest auf heiß eingestellt und da alles in mir nach Abkühlung schrie, musste es dann der trübe Rote Rehfluss sein (Red Dear River). Der war aber auch karibikwarm!

Also beschloss ich, angesichts von 104 km bis zum nächsten Campingplatz am nächsten Morgen gaaanz früh loszufahren und tatsächlich, ich startete schon um 7 Uhr, das war ein persönlicher Rekord, denn sonst starte ich nicht vor 9 Uhr. In der Morgenkühle fuhr es sich fast ohne hinderlichen Wind ganz flott, es war auch zunehmend bedeckt. Schauer hielten sich abseits. Spekulationen über einen sich bildenden Tornado erwiesen sich als Hirngespinst.

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Nein, es kommt kein Tornado.

Aber dann begann das Baustellendrama. In zwei Teilen. Wegen der Nebensächlichkeit dieser Straße rissen sie diese gleich mal ganz gründlich auf. Erst mal nur so 2 Kilometer.

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Da kommen sie, die Straßenverbesserer.

Da ist dann nichts mehr mit Asphalt. Die Bauarbeiter sind sehr gründlich und lassen nichts mehr übrig von der Straße. Es war auch wirklich nötig.  Nach einer Weile zerbeulter Landstraße ging es wieder los, diesmal für „seven miles“, wie einer der Arbeiter meinte. Mein ganzes schönes Anfangstempo war dahin. Und ich versuchte  nicht zu verzweifeln. Darüber verlor ich meine Regenjacke, aber ein netter Bauarbeiter las sie auf, fuhr hupend hinter mir her und brachte sie mir. Undenkbar in Deutshland. Danke!

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Hier war es am Schlimmsten. Immer schön die festere Reifenspur nutzen!

Irgendwann war endgültig die Bauerei vorbei. Die Strecke mündete jetzt in den Hwy 570, machte einen 90° Knick und ich dachte, es wären ja nur noch 22 km für heute, aber denkste. Googlemaps ist eben manchmal auch nur pseudogenau. Big Stone 33 km stand da. Dann werden es also mindestens 114 statt 104 km. Und das wo jetzt dieser ekelhafte Gegenwind anfing!  Mir blieb nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. Denn Big Stone war das einzige mögliche Ziel in der großen Einöde. Die Gegend ist aber nicht flach, sondern es geht immer schön auf und ab. Wild zelten wäre möglich, das setzt wiederum trinkbares (oder wenigstens filterbares) Wasser voraus, sowie schützendes Gebüsch oder Ähnliches. Sonst bleibst du auf Kilometer sichtbar. Ich rechnete mal so drei Stunden für den Rest und so kam es: Mit 8 – 12 km/h quälte ich mich gegen den Wind dahin. Und war dann abends um ca. 19 Uhr, zwölf Stunden nach Start am Ziel. Da waren dann 120 km auf meinem Tacho.

Der Laden in Big Stone, kurz vor dem Camping, der sich wie in alten Siedlerzeiten „Trading Post“ nennt, hatte schon zu. Ich stellte mein Zelt auf und war nach kurzer Zeit eingeschlafen.

4 Gedanken zu “Alberta

  1. Regina Johst schreibt:

    dies habe ich noch nicht gelesen, bin überrascht wie viel du geschireben hast und scheint sehr interessant zu sein, mach ich später. Danke für die vielen Infos zur Natur/verschmutzung!
    Und danke dir überhaupt, dass du in Kanada bist und mir Infos und fotos gibst über das Land!!! Das wollte ich noch sagen…

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  2. Daniela schreibt:

    Lieber Felix,
    jetzt bin ich wieder uptodate . . . nach einer Woche Brodowin.
    Mußte ein paar Mal schmunzeln ob deiner Beschreibungen 😉
    Und 120 km? Durchs wilde Kurdistan (in Kanada)?

    Hut ab . . . (Freiheit für die Haare, harr, harr)
    Fühl‘ dich gedrückt,
    und weiterhin bewältigbare Abenteuer wünscht
    DaniEla

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  3. Tom schreibt:

    „Eiszeigletschertauwassermassen“ beeindruckendes Eiszeitgletscherwortgebirge. Da fehlt aber was… keine Wunder bei der Hitze in der Ödnis… 😉

    Mit Mitgefühl
    Tom
    ebenfalls bei ca. 40° im Berliner Schatten, aber unter erheblich komfortableren Bedingungen.

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  4. Tom schreibt:

    Fantastisch, was Du da tust, Felix… komme mir gerade ziemlich alt vor, obwohl ich ein paar Jährchen jünger bin als Du… bin gespannt, wieviel Du auf dieser Tour abnimmst…
    Keep on biking!
    Tom

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