Kanada 2017, 11.06.

Ich sitze mal wieder in einer Pension, denn der eingeplante Campingplatz (oder vielleicht war es auch eine Art Ferienlager) war geschlossen. Noch. Vermutlich. Ich bin in Port Cartier gelandet. Und das war nun wirklich der stürmischte Tag, den jemals auf einer Radreise erlebt habe. Auch in  den letzten Tagen blies mir der Wind ja schon munter von Westen in den Rücken. Aber heute, nach morgendlichen Schauern, folgte zwar Sonnenschein, unterbrochen aber von weiteren Schauerstaffeln mit starken Böen, die mich fast vom Fahrrad rissen und mich Zuflucht in einem überdachten Hauseingang suchen ließen. Der Weg führte erst nach Osten und dann nach Norden, rechtzeitig drehte der Wind auf Nordwest und prallte vom Wald auf meiner Seite ab, mir direkt entgegen. Die Gegend ist sehr waldreich und oft einsam, dann wieder wird die Straße 138 von Chalets in langen Reihen gesäumt. Der Strand, teils steinig, teils sandig, meist einsam, wird nur sichtbar, wenn es eine Lücke im Wald gibt oder ein Bach ins Meer mündet. Meer, –  denn der Sankt-Lorenz-Strom ist schon lange kein Fluss mehr, inzwischen heißt er auch Golf, wobei ich mir geographisch nicht ganz sicher bin, wo genau der Übergang ist. Der Verkehr ist mäßig, ich zählte aus Spaß mal 10 Minuten lang alle Autos die mir begegneten, es waren 22. Aber oft drei bis sechs hintereinander (das Phänomen der Rudelbildung bei Autofahrern …). Ich bin jetzt in Québec pur! Englisch versteht man hier kaum noch und ich fühle mich aufgefordert, zu erklären „je ne parlez bien francais, je suis Allemand, so if you please speak English to me …“. Nun ja, es überascht mich immer wieder, wie wenig hier die andere Landessprache bekannt ist. Andererseits, in British Columbia spricht auch kaum jemand französisch. Nur betont dort niemand die englischen Wurzeln mit einer eigenen Flagge und einem Nation-Begriff wie in Québec. Kurz, ich habe immer noch nicht wirklich begriffen, wie das mit der kanadischen Nation funktioniert und warum.

Wie geht es mir mit den Herausforderungen der Strecke? Ich werde  ja weder jünger noch fitter. Sofern es nicht leicht geht, beiße ich mich mit stoischem Gleichmut durch. Das Wichtigste ist, dass ich mein Tagesziel verinnerlicht habe. Dann schaffe ich es auch, meistens. Widrige Umstände führen aber auch zu Kompromissen. Ich frage mich allerdings, wie ich das in Neufundland mache, wenn der Wind so weiter bläst und mir dort womöglich entgegegen kommt. Vermutlich werde ich trampen. Die Leute hier fahren ja diese riesigen Pick-Ups …

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Die Fähre in Matane von meinem Fenster aus.

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Nach der Ankunft in Godbout am Nordufer des Sankt Lorenz

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Es geht erst mal mächtig hoch

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Mondaufgang über dem Sankt-Lorenz-Strom

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Der Wind fegt über das Wasser

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50.Breitengrad.  Die Natur ist aber hier schon subploar.

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Schokomilch im Windschutz

 

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Ebbe

 

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Mittagspause

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in: Blog

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